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Frühjahr 1871: Die Tage der (vielen) Kommunen in Frankreich

Dossier

Buch von Hartmann/Wimmer: Die Kommunen vor der Kommune 1870/71Dass am 18. März 1871, also demnächst vor exakt 150 Jahren, die 72 Tage der Pariser Kommune begannen, gehört sozusagen zur linken Allgemeinbildung. Dass es in den Monaten zuvor, seit dem Herbst 1870, bereits in mehreren anderen Städten Frankreichs Kommunen gab, schon weitaus weniger. Die rituelle Schlussfolgerung, es habe den Kommunarden halt „die Partei“ gefehlt, ist dafür wiederum erst recht Bestandteil dieser eher seltsamen Art von Basiswissen – ohne, dass auch nur ansatzweise eine ernsthafte Bilanz von Revolutionen „mit Partei“ gezogen würde. Noch nicht einmal nach den letzten 30 Jahren und dem enormen sozialen Aufstieg ehemaliger regionaler Kader, Jungkommunisten und Sicherheitsmänner in einer ganzen Reihe von Ländern. Die Tage der Kommunen in Frankreich bleiben ein historischer Meilenstein ersten Ranges – auch wenn die von Paris von den damals neumodischen Kanonen der Hohenzollern-Bande blutig zusammengeschossen wurden (einer der Gründe, weswegen man die heutige Hohenzollern-Frechheit, Entschädigungen einzufordern, annehmen sollte und Aufrechnen: Was sie alles zu bezahlen haben, an die Nachfahren der Kommunarden, der im Herero-Aufstand Ermordeten, der im großen Krieg Ermordeten und der… und der…). Und wenn es eine Gewerkschafts-Zeitschrift gibt, die zur Pariser Kommune eine Sondernummer heraus gibt (na gut, es ist nicht die „Mitbestimmung“) ist dies erst recht ein Thema. Dazu eine kleine Dauer-Werbesendung des LabourNet Germany, ganz kostenlos und weiterer Ergänzungen harrend…

  • (Online)Veranstaltungsreihe „Die Kommune – Im Kampf die neue Gesellschaft aufbauen“ vom 13. Mai bis 29. Juli 2021 New
    13. Mai: Die Kommune im Fluss der demokratischen Zivilisation; 3. Juni: Die Pariser Kommune; 17.Juni: Louise Michel und die Pariser Kommune; 24.Juni: Erich Mühsam und die Räterepublik; 15.Juli: Räte und Kommunen in Theorie und Praxis der kurdischen Freiheitsbewegung; 29.Juli: Kiezkommunen aufbauen – Siehe Infos zur Veranstaltungsreihe externer Link von Geschichte & Widerstand – Teil der Initiative Demokratischer Konföderalismus
  • Die Wirtschaftspolitik der Kommune in Frankreich 
    „… Am 18. März 2021 ist der 150. Jahrestag des Beginns der Pariser Kommune.  Die Kommune (Rat) entwickelte sich als Ergebnis des ersten Aufstandes und der ersten Revolution unter Führung der Arbeiter:innenklasse in der Geschichte.  Diese neue Klasse war das Produkt der industriellen Revolution im Rahmen der kapitalistischen Produktionsweise, von der Marx und Engels zum ersten Mal am prominentesten im Manifest der Kommunistischen Partei sprachen, das im März 1848 veröffentlicht wurde. Vor der Pariser Kommune hatten die Revolutionen in Europa und Nordamerika darin bestanden, die feudalen Monarch:innen zu stürzen und schließlich die Bourgeoisie an die politische Macht zu bringen.  Während der Sozialismus als Idee und Ziel unter der radikalen Intelligenz bereits an Glaubwürdigkeit gewann, waren es Marx und Engels, die als erste die Arbeiter:innenklasse als Trägerin der revolutionären Veränderung für den Sozialismus identifizierten, nämlich diejenigen, die keine Produktionsmittel ausser ihrer eigenen Arbeitskraft besaßen. Die Pariser Kommune war eine unmittelbare Folge des französisch-preussischen Krieges.  Dieser Krieg war von Louis Bonaparte, einem Neffen Napoleons, angezettelt worden, der nach der Niederlage der Revolution von 1848 durch einen Staatsstreich die Macht ergriffen hatte.  Er regierte Frankreich für die nächsten zwei Jahrzehnte autokratisch.  In diesen Jahrzehnten erlebte der Kapitalismus in Europa und Amerika einen assergewöhnlichen wirtschaftlichen Aufschwung.  Wirtschaftliche Rezessionen gab es nur selten (1859 und 1864) und sie waren relativ mild.  In der Tat stieg die Profitrate in den 1850er Jahren auf einen Höchststand (7.5 %), fiel dann aber in den 1860er Jahren auf 4 % zurück…“ – aus dem Beitrag „150 Jahre Pariser Kommune: Das ökonomische Umfeld“ von Michael Roberts am 19. März 2021 bei den Maulwürfen externer Link (in deutscher Übersetzung). Siehe dazu auch zwei weitere Beiträge zur ökonomischen Politik der KommunardInnen:

    • „Pariser Kommune: Enteignung der EnteignerInnen“ vonJanosch Janglo am 19. März 2021 bei den Maulwürfen externer Link dokumentiert (ursprünglich in der ArbeiterInnenmacht) hob unter anderem hervor: „… Das Zentralkomitee der Nationalgarde, im Zuge der Belagerung der Stadt stark proletarisiert und zunehmend die Rolle einer politischen Organisation einnehmend, ergriff die Macht in Paris und veranlasste die Besetzung der strategisch wichtigen Punkte der Stadt sowie der öffentlichen Gebäude. Kasernen, die Polizeipräfektur, das Justizministerium und das Rathaus wurden innerhalb weniger Stunden besetzt. Es bereitete unterdessen schnell Wahlen am 26. März für  den „Kommunalrat von Paris“ vor. Dieser gewählte Rat bildete die Pariser Kommune von 1871. Die Kommune machte sich sogleich daran, die sozialen Verhältnisse in Frankreich umzustürzen. Ziel war nicht mehr nur die Verteidigung der Stadt, sondern vor allem die Beseitigung der alten Unterdrückung und die Sicherung der Herrschaft des Proletariats. Für dieses Ziel beschloss die Kommune verschiedene revolutionäre Maßnahmen wie die Ersetzung des stehenden Heeres durch die allgemeine Bewaffnung des Volkes, die Übergabe von verlassenen oder stillgelegten Fabriken an ArbeiterInnengenossenschaften, Entlohnung der Verwaltungs- und RegierungsbeamtInnen zum normalen Arbeitslohn, Wahl der Betriebsleitungen direkt durch die ArbeiterInnen, Verkürzung der Arbeitszeit und Aufhebung der Trennung von Exekutive und Legislative, jederzeitige Abwählbarkeit aller Stellen in Verwaltung, Justiz und Lehre sowie die Trennung von Kirche und Staat. Des Weiteren zahlte sie für alle Dienste, hohe wie niedrige, nur den Lohn, den auch andere ArbeiterInnen empfingen. Um die Lebensbedingungen der durch Krieg und Belagerung stark gebeutelten Bevölkerung zu verbessern, sind in erster Linie im sozialen Bereich Verordnungen über den rückwirkenden Erlass von fälligen Wohnungsmieten, der Verkaufsstopp und die Rückgabe von verpfändeten Gegenständen sowie die Abschaffung der Nachtarbeit für BäckergesellInnen, Kündigungsverbot für Mietwohnungen, Aufhebung der Pfandhäuser zu nennen. Zu den wichtigen Errungenschaften der Kommune zählten auch die Gleichstellung von Mann und Frau. Frauen erhielten erstmals das Recht auf Arbeit und gleichen Lohn wie die Männer und erstritten weitere Rechte wie die Gleichstellung ehelicher und nichtehelicher Kinder sowie die Säkularisierung von Bildungs- und Krankenpflegeeinrichtungen. Frauen und Waisen von NationalgardistInnen, die bei der Verteidigung von Paris gefallen waren, stand jetzt eine Pension zu, egal ob es sich dabei um legitime oder illegitime Frauen (gesetzlich nicht legitimierte Ehen waren vor dem 18. März verboten) bzw. Kinder handelte. Die Geburtsstunde der Kommune war auch die des Frauenbundes für die Verteidigung von Paris. Das Programm des Bundes war ein Kampfprogramm, in dem es unter anderem hieß: „Unterstützung der Regierungskommissionen durch Dienst in der Krankenpflege, beim Minenlegen und beim Barrikadenbau.“…“
    • „Pariser Kommune, 1871: Den Himmel stürmen“ von Nicolas Croes am 18. März 2021 beim Sozialismus.info externer Link hob unter anderem hervor: „… 1870 lebten etwa 65 % der französischen Bevölkerung (38 Millionen Menschen) auf dem Lande. Von den zwei Millionen Einwohner*innen von Paris waren etwa 70% in Handel und Industrie beschäftigt. Die wachsende Arbeiter*innenbewegung stellte zunehmend offensive Forderungen. Unter dem Druck der Kämpfe wurde den Arbeiter*innen durch die Aufhebung des „Koalitionsverbots“, durch das die Gründung von Gewerkschaften und Verbänden illegal gewesen war ein eingeschränktes Streikrecht zugestanden. Dies geschah 1864, im selben Jahr, in dem die Internationale Arbeiterassoziation gegründet wurde, besser bekannt als die Erste Internationale. Ihre französische Sektion wurde im Jahr 1868 gegründet. Die Zugeständnisse des Zweiten Französischen Kaiserreichs (1852-1870) reichten den Arbeiter*innen jedoch nicht aus. Neben der Bedrohung durch die aufstrebende Arbeiter*innenklasse gab es weitere ernste politische Probleme in Frankreich. Um davon abzulenken, betrieb der Kaiser, Napoleon III., eine risikoreiche Außenpolitik. Am 19. Juli 1870 erklärte er Preußen den Krieg. Dieser Krieg entwickelte sich zu einem völligen Desaster. Eineinhalb Monate später, am 2. September, kapitulierte der Kaiser in der Stadt Sedan. Unter dem Druck der Massen und der Nationalgarde, die den Bourbonenpalast stürmte und den Sturz des Kaisers forderten, wurde am 4. September eine französische Republik ausgerufen. Nach der Kapitulation von Sedan fielen die preußische Armee und ihre Verbündeten in Nordfrankreich ein und belagerten ab dem 18. September Paris…“
  • Die Stärke der Kommune: Dass sie nicht gewonnen hat? 
    „… Eine Revolution, die keine Knechtschaft und keinen Gulag hervorbrachte. Ihre Helden – unter ihnen viele mutige Kämpferinnen! – fielen auf der Barrikade und starben an der Friedhofsmauer des Père Lachaise, nicht aber durch die eigenen Genossen. Rausch und Revolution: In jenen Wochen übernahmen die Arbeiter die Verwaltung ihrer Betriebe, deren Besitzer aus der Stadt geflohen waren. Mieten wurden abgeschafft, Lehrergehälter verdoppelt und die Schulpflicht für Kinder eingeführt, und das in weltanschaulich neutralen, kostenlosen Schulen! Die Pariser Kommune währte nur 72 Tage, sie wurde blutig niedergeschlagen von den Söldnern des alten Regimes. Der Mythos aber lebt! Noch heute stellt der Aufruf der Kommunarden zu den Wahlen des Pariser Gemeinderats jedes Plakat der Linkspartei in den Schatten: „… Bürger! Vergesst keinen Augenblick, dass nur diejenigen Männer Euch am besten dienen werden, welche Ihr aus Eurer Mitte erwählt; denn diese teilen mit Euch dasselbe Leben und die gleichen Leiden. Misstraut ebenso den Ehrgeizigen wie den Emporkömmlingen. Die einen wie die anderen werden bei ihren Handlungen nur vom Eigennutz gelenkt und halten sich zu guter Letzt stets für unersetzlich. Misstraut den Schwätzern, sie sind unfähig zu handeln und werden einer Ansprache, einem rednerischen Erfolg oder geistreichen Worte alles andere opfern…“ – aus dem Beitrag „Misstraut Schwätzern, suchet die Aufrichtigen“ von Karsten Krampitz am 18. März 2021 beim Freitag online externer Link (Ausgabe 10/2021). Siehe dazu auch (von aktuell vielen möglichen) einen weiteren aktuellen Beitrag zur Bedeutung der Kommune heute:

    • „Die Pariser Kommune: Gestern und morgen?“ von Richard Schuberth am 18. März 2021 im Standard.at externer Link unterstreicht unter anderem: „…  Kein Ereignis der französischen Geschichte spreizt sich so sehr gegen die nationale Vereinnahmung wie die Pariser Kommune. Noch immer trägt es Stacheln, die von der Gedenkkultur zwar gestutzt wurden, aber immer wieder nachwuchsen. Schon die Dritte Republik (1870–1940) versuchte – mit dem üblichen Pathos der nationalen Versöhnung – sich als schöpferische Frucht eines unglückseligen Bürgerkriegs darzustellen, als wollte sie verkünden: Wir haben sie nicht umsonst erschossen und einige ihrer für damalige Verhältnisse zu voreiligen Anregungen beherzigt: Trennung von Kirche und Staat, zumindest rechtliche Gleichstellung der Geschlechter und … – nun ja mit dem kostenlosen Bildungssystem für alle hat es dann doch nicht so richtig geklappt. Linke Kommentatoren werden die heroischen Proletarier der Kommune erwartungsgemäß mit den „Gilets jaunes“ vergleichen, andere werden mit dem Hinweis widersprechen, der Kern der Gelbwesten rekrutiere sich aus dem unteren Mittelstand, wieder andere werden dagegenhalten, dass es sich mit den Kommunarden nicht anders verhielt und deren proletarischer Charakter eine marxistische Projektion sei. Und sie werden teilweise recht haben damit, denn den treibenden Motor der Kommune bildeten wirklich Kleinbürger, Handwerker, aber im Gegensatz zu den „Gilets jaunes“ waren das hochgebildete „petits bourgeois“ mit konkreten gesellschaftspolitischen Visionen, die dem Proletariat die Schwesterhand reichten, und dieses stellte nachweislich dann doch das Gros der Verteidiger der Kommune. In den zwei Monaten ihres Bestehens erließ die Kommune Mietschulden, führte unentgeltliche Schulbildung ein, beschloss die totale Gleichstellung der Geschlechter (inklusive gleicher Löhne), glich die Gehälter von Beamten und Arbeitern an, wandelte Fabriken in Arbeitergenossenschaften um, verbot Lohnkürzungen und Nachtarbeit, schaffte das stehende Heer ab, konfiszierte Kirchengüter und nahm überhaupt die radikale Demokratisierung aller gesellschaftlichen Bereiche in Angriff. Ausländern wurden in Paris sofort die Bürgerrechte zuerkannt. Ein zentraler Grund aber, warum jede nationale Vereinnahmung an der Kommune abgleitet: Ihre Protagonisten einigte trotz aller weltanschaulichen Differenzen die leidenschaftliche Ablehnung der Nation als institutionalisierter Lüge der besitzenden Klassen zur Harmonisierung sozialer Gegensätze. Paris machte sich von Frankreich unabhängig. „Unser Schlachtruf“, frohlockte der Geograf Élisée Reclus, „lautet nicht länger ,Lang lebe die Republik‘. Er lautet: ,Lang lebe die Weltrepublik‘.“ Bis auf Geiselerschießungen in den letzten Tagen des staatlichen Gegenterrors und entgegen der allgemeinen Propaganda zeigte sich die Kommune erstaunlich gewaltfrei. Am 10. April verbrannten Frauen auf der Place Voltaire eine Guillotine, als symbolischen Akt der Ablehnung von politischer Gewalt und Gegengewalt...“
  • Veranstaltungen zu 150 Jahre Pariser Kommune

    • „72 Tage der Pariser Kommune“ in 72 Videos – Die Lieder der Pariser Commune in deutscher Sprache
      Zum 150. Jahrestag der Pariser Kommune, dem 18. März 2021 starten der Bremer Liedermacher Michael Zachcial (Die Grenzgänger) und das IG-Metall Bildungszentrum Sprockhövel die „72 Tage der Pariser Kommune“. Jeden Tag wird es ein Video geben mit Liedern oder Gedichten der Kommunarden bzw mit direktem Bezug zur „Commune“. Ergänzt werden die Lieder durch einen Podcast mit kurzen Biographien von Kommunard*inen, Reaktionen von Zeitgenossen, Fotos, Zeichnungen, Gemälden etc… 72 Videos: Mit Beiträgen aus Theater, Wissenschaft und Kultur. Von Antje Schrupp, Klaus Gietinger, Florian Grams, Jutta Ditfurth,  Michael Fischer, Julia Raab, Christopher Wimmer, Den Schmetterlingen, Neue Bühne Beverstedt, dem IG Metall Geschichtsschwerpunkt Sprockhövel, allen beteiligten Musiker*innen…“ Siehe die Homepage externer Link sowie die Aktion auf Twitter externer Link sowie alle Videos im Kanal auf youtube externer Link
    • Wanderausstellung 150 Jahre Pariser Kommune (zunächste online)
      Die Ausstellung besteht aus 15 Tafeln. Wir zeigen sie wenn möglich an den genannten Ausstellungsorten. Im folgenden findet ihr die digitale Version. Viel Spass beim Erkunden der Geschichte vergangener Aufstände gegen die Zumutungen der kapitalistschen Gesellschaft…“ Sonderseite des AK Pariser Kommune externer Link – dort alle Infos
  • Die Kommunen in Frankreich 1870/71
    Heute vor 150 Jahren, am 18. März 1871, begann die Kommune von Paris. Ihre ersten Aktionen waren das Verbrennen der Guillotine und die Abschaffung der Todesstrafe. Vorausgegangen waren Kommunen im ganzen Land. Die radikalsten Forderungen: Bewaffnung der Frauen, Übernahme der Produktionsmittel, Verhaftung der Priester. Dieses Interview mit Christopher Wimmer, Autor des kürzlich erschienenen „Die Kommunen vor der Kommune“, gibt einen Überblick. Wir haben ihn für unser Filmprojekt „The Loud Spring“ interviewt, in dem es auch darum geht, historische Transformationsversuche zu beschreiben, die uns einen Ausweg aus den herrschenden Verhältnissen weisen können.Video bei labounet.tv externer Link (deutsch | 13 min | 2021)
  • Vor 150 Jahren: Die Frauen in der Pariser Kommune
    Vor 150 Jahren, am 18.März 1871, begann der Aufstand, der zu den 72 Tagen der Pariser Kommune führte. Karl Marx und Friedrich Engels verarbeiteten diese historische Erfahrung. Ihre Schlussfolgerungen gehören bis heute zu den Grundüberzeugungen sozialistischer Revolutionäre in aller Welt. Die Rolle der Frauen in diesem Aufstand und der aus ihm hervorgegangenen radikalen Demokratie wird anlässlich der Jubiläen eher seltener behandelt, obwohl es dazu eine Reihe von Untersuchungen gibt. Prosper-Olivier Lissagaray schrieb in seiner bereits 1876 erschienenen, klassisch zu nennenden Geschichte der Pariser Kommune: «Die Frauen gingen zuerst vor, wie in den Tagen der Revolution. Die Frauen vom 18.März waren durch die Belagerung gestählt – sie hatten eine doppelte Portion des Elends zu tragen gehabt – und warteten nicht auf ihre Männer. Sie umringten die Maschinengewehre und sprachen auf die Geschützführer ein: ‹Es ist eine Schande! Was macht ihr hier?› Die Soldaten schwiegen. Dann und wann sagte ein Unteroffizier: ‹Geht, gute Frauen, macht, dass ihr fortkommt!› Der Ton seiner Stimme war nicht rau, und die Frauen blieben … Eine große Menge von Nationalgardisten mit erhobenen Gewehrkolben, Frauen und Kinder stürmten durch die Rue des Rosiers vor. Lecompte (der General) sah sich umzingelt, er befahl dreimal, das Feuer zu eröffnen. Aber seine Leute blieben Gewehr bei Fuß. Als die Menge näherkam, verbrüderten sie sich, und Lecompte und seine Offiziere wurden festgenommen.» (…) Der Kampf der am 18.März ausgerufenen Kommune richtete sich zugleich gegen die preußischen Belagerer und gegen die verräterische Regierung von Versailles. Zudem versuchte sie, die dringendsten sozialen Probleme zu lösen und inmitten großer Bedrängnis eine neue Welt aufzubauen – eine Welt, in der das arbeitende Volk seine Geschicke in die eigene Hand nahm. Der Einsatz der Frauen für die Lösung aller dieser Probleme konnte schwerlich zurückgewiesen werden. (…) Eine Reihe von Beschlüssen der Kommune verbessern die Lage der Frauen. Sie können durch einfache Erklärung die Scheidung von ihren Männern erwirken und erhalten bis zur Entscheidung des Gerichts materielle Unterstützung von der Kommune. Lehrerinnen und Lehrer erhalten den gleichen Lohn. Die Gefährtinnen gefallener Nationalgardisten erhalten von der Kommune die gleichen Entschädigungszahlungen wie verheiratete Frauen. Die Gewählten der Kommune waren ihrer Wählerschaft rechenschaftspflichtig und jederzeit absetzbar, verstanden sich als gesetzgebende und ausführende Gewalt zugleich und erhielten als Vergütung den durchschnittlichen Arbeiterlohn. Die Frauen hatten in der Kommune kein Wahlrecht. Doch ohne Zweifel hätte die Kommune dieses Wahlrecht schließlich eingeführt, wenn ihr mehr Zeit geblieben wäre. (…) Zum bis heute gültigen Vermächtnis der Pariser Kommune gehört, dass eine solche, auf universelle Emanzipation abzielende Bewegung undenkbar ist ohne die massive Beteiligung von Frauen, die sich in der Bewegung selbst organisieren, an ihr teilnehmen und in ihr die eigenen Interessen zur Geltung bringen. Die lohnarbeitende Klasse kann sich nur selbst befreien. Sie kann sich aber nur selbst befreien, indem sie alle Formen der Herrschaft von Menschen über Menschen aufhebt. Die Unterdrückung, Diskriminierung und Benachteiligung von Frauen restlos zu überwinden ist darum integraler Bestandteil der sozialistischen und kommunistischen Bestrebungen. Die Erfahrung der Pariser Kommune zeigt zugleich, dass die Frauen ohne eigene Organisierung nicht auskommen – denn obgleich ihre Befreiung «objektiv» im Interesse auch der ausgebeuteten und unterdrückten Männer ist, so muss bei jeglicher gesellschaftlichen Ungleichheit doch immer der Widerstand derer überwunden werden, die doch gerne noch andere Menschen «unter sich» haben möchten.Artikel von Manuel Kellner in der Soz Nr. 03/2021 externer Link
  • [Buchbesprechung von „Die Kommunen vor der Kommune 1870/71“] 150 Jahre nach der Pariser Kommune? Macht 151 Jahre nach den Kommunen von Lyon und Marseille… und… 
    Dass es sich bei den Kommunarden um eine langjährige, generationenlange Bewegung handelt, die aus der historischen Tradition den Kampf um kommunale Selbstständigkeit ebenso fortsetzte, wie die okzitanische Opposition gegen das jeweilige Pariser Zentraldiktat, dass die hochkonzentrierte neu entstandene industrielle Arbeiterklasse vor allem eben im Industriezentrum Lyon dabei entscheidende neue politische Impulse gab – alleine schon, dass diese grundlegenden historischen Fakten in dem kleinen Band zusammen gefasst und unterstrichen werden, mach ihn so wichtig, zu lesen. Die Rede ist von dem Buch von Detlef Hartmann und Christopher Wimmer „Die Kommunen vor der Kommune 1870/71“ jetzt gerade bei der Assoziation A erschienen. Im Folgenden dokumentieren und kommentieren wir nur zwei der kurzen Aussagen bzw. Ausführungen, die wir für zentral erachten, um zu begründen, warum unser „Gesamturteil“ lautet: Unbedingt lesen! Siehe dazu zwei kurze Zitate, zwei ebenso kurze Kommentare – zum „Appetit machen“ auf die Lektüre…

    • Die „industrielle Kommune“, wie sie in Le Creusot gedacht wurde, überstieg damit in ihrem Kompetenzumfang alle anderen landesweit unter dem Kommunebegriff entwickelten Projekte“. (Seite 73)
      Kurzkommentar: Was eine der zentralen Aussagen des Buches insofern wieder gibt, als immer wieder die Rolle der Arbeiterinnen und Arbeiter in den je konkreten Entwicklungen Thema ist – auch dort, wo unterstrichen wird, dass eben viel der vorhandenen, auch linken, solidarischen usw. Literatur über die Kommunen eben von dem ausgeht, was historische Quellen sind oder sein mögen – deren Schwäche es aber oft genug ist, dass sie „übersehen“, dass viele ProletarierInnen damals weder lesen noch schreiben konnten…
    • Sie zeichneten sich durch die Militanz aus, mit der sie ihre Kämpfe organisierten. Insbesondere die Volksbewaffnung war fester Bestandteil der kommunalen Tradition. Waffen waren für die KommunardInnen absolut legitim“. (Seite 109)
      Was nicht nur wegen der damals aktuellen Kriegsführung der französischen (und erst recht der preußischen) Armeen gegen das Volk dringendst nötig erschien – sondern auch durch die (am Ende im Buch kurz skizzierte) blutigen Rachefeldzüge des Bürgertums gegen die KommunardInnen, die bis heute in Frankreich als Kriminelle gelten. (Im Übrigen inklusive der Debatte um die Frauenbewaffnung – und einiger Verweise auf die heutigen „Gelbwesten“).
      In der Hoffnung, diese beiden Passagen mögen zum Lesen ermuntern! Wie die Kommunebewegung immer wieder global ermutigt hat: Ob in Kronstadt 1921, in der Mandschurei 1931 – oder in Mexico 2006… Siehe zum Buch:
    • Das Buch von Detlef Hartmann und Christopher Wimmer „Die Kommunen vor der Kommune 1870/71“ aktuell neu im Verlag Assoziation A externer Link ist – egal was eventuell nötige Debatten darüber für ein Ergebnis haben mögen – in jedem Fall alleine schon von der Thematik her unbedingt lesenswert. Dazu der Verlag in der Vorstellung unter anderem: „… Bereits vor der Pariser Kommune 1871 entwickelten sich in Städten wie Lyon, Marseille oder Le Creusot aufständische Bewegungen. So entfesselten die Arbeiter*innen bei der metallurgischen Fabrik Schneider in Le Creusot einen gewaltigen Streik und riefen eine »industrielle Kommune« aus. Ein Sprecher der Bewegung war der junge Einrichter Adolphe Assi, der seine Erfahrungen später in die Pariser Kommune einbringen sollte. Auch in etlichen anderen Orten kam es zu Erhebungen und wurden »Kommunen« ausgerufen. Mit deren Beginn, so die Historikerin Jeanne Gaillard, hatte die Provinz schon eine oder sogar zwei revolutionäre Phasen erlebt. Dennoch sind sie lange Zeit fast völlig vernachlässigt worden. Das Interesse der linken wie bürgerlichen Geschichtsschreibung galt vorrangig der Pariser Kommune…“ Siehe eine weitere Besprechung:
    • Die Kommunen vor der Kommune 1870/71; Hamburg 2021: Menschen machen ihre eigene Geschichte
      „«Die Menschen machen ihre eigene Geschichte.» Dieser Satz stimmt zu jeder Zeit und wird doch in revolutionären Situationen besonders greifbar. Wenn die Menschen auf der Straße nach den Institutionen greifen, sie zerschlagen, neue schaffen und ihre Forderungen konkret formulieren und umsetzen, dann wird die solidarische Gesellschaft sichtbar. Wenn die Revolution sich dann jedoch in der Situation sieht, sich verteidigen zu müssen, wenn sie auf der Suche nach dem Weg Fehler macht und sich in Widersprüche verwickelt, verweht oft ein großer Teil dieser begeisternden Atmosphäre. Von daher bleiben gerade die niedergeschlagenen Revolutionen in heroischer Erinnerung. Das gilt auch für die Pariser Kommune. Als Karl Marx im «18. Brumaire» den Satz von den Menschen schrieb, die ihre eigene Geschichte machen, wusste er auch, dass sie sie «[…] unter unmittelbar vorgefundenen, gegebenen und überlieferten Umständen» gestalten müssen. Nun liegt ein Buch vor, mit dem eben diesen gegebenen Umständen nachgegangen und die Pariser Kommune in den sozialen Auseinandersetzungen ihrer Zeit verortet wird. (…)Mit der positiven Bezugnahme auf die Basisbewegungen geht in der Publikation aber eine durchgängige Geringschätzung von Theorie einher. Das drückt sich etwa in der Feststellung aus, die französischen Bäuer:innen seien nicht rückständig gewesen, als sie die Versprechungen Napoleon III. für sich in Anspruch genommen haben. Aus dem Blick gerät auf diese Weise, worum Klassenkämpfe geführt wurden und werden – sicher nicht um die verklärte «[…] freie Vergangenheit […]» (S. 87) oder eine «moralische Ökonomie» (S. 17). Neben wertvollen Darlegungen der Geschichte der Kommunen enthält das Buch damit Unklarheiten und Angriffe gegen jede Form der Systematisierung und Konsolidierung revolutionärer Bewegungen. Auf diese Weise wird das Lernen aus den Kommunen ebenso erschwert wie die solidarische Bezugnahme aufeinander in den anstehenden Kämpfen, damit die Menschen wieder selbstbewusst ihre eigene Geschichte machen können.“ Besprechung von Florian Grams am 28.02.2021 bei der RLS externer Link von Detlef Hartmann/Christopher Wimmer: Die Kommunen vor der Kommune 1870/71. Lyon – Le Creusot – Marseille – Paris; Verlag Assoziation A Hamburg 2021, 144 S., 14 EUR
  • „Les Utopiques Ausgabe 16“ externer Link ist die Zeitschrift des alternativen Gewerkschaftsbundes SUD Solidaires, deren Sondernummer zu 150 Jahre Kommune von Paris im März 2021 erscheinen wird. (320 Seiten plus CD, 12 Euro). Worin auch die Kommunen von Marseille, Lyon, Nimes, Saint Etienne, Toulouse und Brest – sowie weitere – dargestellt werden, die ganze Kommune-Bewegung eben – einschließlich ihrer internationalen Auswirkungen, beispielsweise in Uruguay. Für alle, die Französisch können: Ganz dringende Lese-Empfehlung!!
  • „Thankmar von Münchhausen: 72 Tage“ externer Link (DVA) handelt, wie schon aus dem Titel ersichtlich, „nur“ von der Pariser Kommune. Das Buch eines konservativen Autors (was man auch an verschiedenen Passagen bemerkt) ist dennoch, schon wegen des enorm fleißigen Akten-Studiums ausgesprochen lesenswert, weil es dadurch eben Einblick in den „Kommunarden-Alltag“ bietet…
  • „La Commune de Marseille (23 mars-4 avril 1871)“ ebenfalls 2020 bei Commune1871.org externer Link macht dasselbe für die kurzlebigere Commune von Marseille, inklusive zahlreicher Literatur-Tipps zum Thema…
  • Revolutionäre Archäologie. Christopher Wimmer und Detlef Hartmann entdeckten Kommunen vor der Pariser Kommune
    „… Vielen Chronisten der alten Arbeiterbewegung gilt die Pariser Kommune als der erste wirklich proletarische Aufstand in der Geschichte. Hartmann und Wimmer graben eine spannende und weitestgehend verschüttete Geschichte kleinerer Aufstände und Kommuneversuche aus, die während des Deutsch-Französischen Krieges (1870/71) vor allem die französische Provinz in Aufruhr versetzten. Die Autoren verweigern sich damit der gängigen Lesart, dass der Pariser Revolutionsversuch isoliert war und historisch ungeübt sich selbst aus dem Nichts erschuf. Sie sehen diese kleinen Erhebungen als Lernorte der gerade entstehenden Arbeiterklasse und suchen nach Forderungen und Organisationsformen, die sich später in Paris wiederfinden lassen. Hartmann und Wimmer betreiben revolutionäre Archäologie. Als wären die Erfahrungen in der Provinz Erfahrungsschichten, auf denen der Aufstand in der Hauptstadt aufbauen konnte. (…) Dem Zentralismus stellten die Aufständischen eine lokale Autonomie entgegen, die für das Bürgertum besonders mit der aufkommenden Industrialisierung eine Gefahr bedeutete. Folgerichtig verweisen die Autoren auf den Aufstand der Gelbwesten aus jüngster Zeit, der seinen Anfang auf den öden Verkehrsinseln der Kreisverkehre in den Kleinstädten nahm. Für sie gilt, was die Autoren auch für die Pariser Kommune feststellen: »Paris war wieder einmal nicht das Zentrum des Aufstandes, er wurde lediglich in die Stadt hineingetragen.« (…) Dass das Verhältnis von Zentrum und Peripherie in einer damaligen Kolonialmacht wie Frankreich nicht nur ein Verhältnis von Provinz und Hauptstadt war, sondern auch von Kolonie und Europa, zeigen die Autoren eindrucksvoll. Sie berichten von den Kommunebestrebungen im besetzten Algerien. (…) Selbst aus antikolonialer Perspektive stellte Paris sich als Schlusslicht der Aufstände dar. Wimmer und Hartmann wollen mit ihrem Buch keine wissenschaftliche Arbeit abliefern, wie sie selber schreiben. Ihnen liegt vielmehr an einer neuen Perspektive auf die Pariser Kommune. Dieses besondere historische Ereignis soll demnach aus kleineren Aufständen erwachsen sein, als kumulierte kämpferische Erfahrung…“ Besprechung von Johannes Tesfai vom 13.03.2021 im ND online externer Link
  • Kurze Geschichte der Pariser Kommune. Vor 150 Jahren entstand die erste Arbeiterrepublik der Welt
    Wo heute Sacré-Coeur – die Zuckerbäckerkirche auf dem Pariser Montmartre – steht, befand sich lange Zeit ein schmutziges Wohnquartier, in dem Proletarier*innen, Tagelöhner*innen und Prostituierte lebten. Es war aber auch die Heimat derjenigen, die Karl Marx als «Himmelsstürmer» bezeichnete; dort befand sich die Wiege der Pariser Kommune. Vor 150 Jahren waren auf dem höchsten Punkt von Montmartre Geschütze stationiert, die die Bewohner*innen mit Mitteln aus Spendensammlungen erstanden hatten, um sich gegen die preußische Belagerung von Paris zu verteidigen. Der Versuch der französischen Regierung, dem Volk seine Waffen zu nehmen, führte zum Widerstand in den Vierteln der Arbeiter*innen. Die Regierung floh nach Versailles, und Proletarier* innen, Intellektuelle und Tagelöhner*innen standen vor der Aufgabe, das tägliche Leben, die Verteidigung der Stadt und die Grundlagen einer neuen Gesellschaft zu organisieren. Im Frühjahr 1871 wurde auf diese Weise ein Meilenstein auf dem Weg zur Emanzipation der Menschen erreicht. Die Erfahrungen der Pariser Kommunard*innen finden sich in den Zeilen der «Internationale» und gingen ein in die politische Praxis der russischen Bolschewiki. Sie waren Korrektiv und Inspiration, wurden aber auch für die Legitimation staatssozialistischer Herrschaft instrumentalisiert. Um aus den Erfahrungen der Pariser Kommune heute Ansatzpunkte für eine politische Praxis des 21. Jahrhunderts gewinnen zu können, muss man sie kennen und kritisch auf ihre Aktualität befragen. In diesem Sinne gilt es, den Kommunardinnen und Kommunarden erneut zuzuhören und von ihnen zu lernen.“ Zur online-Veröffentlichung vom Februar 2021 bei der RLS der Studie von Florian Grams externer Link – Florian Grams ist Historiker und Autor des Buchs «Die Pariser Kommune», dessen dritte Auflage jüngst beim Papyrossa-Verlag erschienen ist. Er lebt in Hannover.
  • Michel: Die Pariser Commune; Wien 2020. Bericht über eine Utopie der Freiheit
    Die Autorin Louise Michel war Lehrerin, Dichterin, Kämpferin, vor allem aber «eine Revolutionärin par Excellence», wie es in einer zeitgenössischen Zeitschrift hieß. Sie selbst bezeichnet den Freiheitskampf als ihre «wahre Bestimmung». (…) Louise Michel nimmt uns mit in die Diskussionen in den Clubs, in die Proteste auf der Straße, in die bewaffneten Kämpfe mit unzähligen Toten, in die Lazarette und die Gerichtsverhandlungen. Das bringt der Leserin das Denken der damaligen Revolutionär_innen näher, das manchmal mitreißt, manchmal aus heutiger Sicht auch verstört. So etwa die Selbstverständlichkeit, mit der Töten als ebenso alternativlos angesehen wird, wie die Notwendigkeit das eigene Leben seinen Idealen zu opfern. Die Autorin verwendet eine Vielzahl an Textsorten und Stilmitteln. Sie zitiert ausführlich aus Zeitungen, Manifesten, militärischen Depeschen, Verordnungen und den Aufzeichnungen anderer Zeitgenossen. Über lange Strecken listet sie detailliert Namen, Orte und Kampfhandlungen auf, deren Verständnis das dankenswerterweise vom Verlag zusammengestellte Glossar erleichtert. Ihre schriftstellerischen Qualitäten werden sichtbar in der liebevollen Begeisterung, mit der sie ihre Mitstreiter*innen in der Commune beschreibt – als tapfer und ehrenvoll, wie sie betont, oft zu ehrenvoll, denn zu rücksichtsvoll gegenüber ihren Feinden –, im Zynismus und der Verachtung, wenn sie über Feiglinge oder über die offizielle Regierung spottet, und in den unvermutet zwischen Kampfszenen auftauchenden stimmungsvollen Naturbeschreibungen und Gedichten. Wegen der langen Aufzählungen und der Detailverliebtheit ist das Buch manchmal langatmig und nicht einfach zu lesen. Es ist aber auf jeden Fall ein wichtiges Zeitdokument aus der Anfangszeit jener Kämpfe, denen wir die Freiheiten und Möglichkeiten verdanken, die für uns heute so selbstverständlich sind.“ Besprechung von Brigitte Kratzwald am 01.02.2021 bei der RLS externer Link von Louise Michel: Die Pariser Commune; Mandelbaum Verlag, Wien 2020, 416 Seiten, 28 EUR
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=186325
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