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Bossnapping beim französischen Zigarettenhersteller Seita

Artikel von Bernard Schmid vom 30.5.2014Bossnapping. Neue Protestform: Manager festsetzen

Es kommen nicht nur schlechte (politische) Nachrichten aus Frankreich. Auf örtlicher Ebene gehen auch soziale Kämpfe – solche solidarischer Art – weiter, auch wenn auf nationaler Ebene die dämpfende Position der Mehrheit der Gewerkschaftsapparate der Aufkommen ebensolcher Kämpfe verhindert.

Bossnapping-Aktionen, d.h. das vorübergehende Festhalten von Managern oder Führungskräften zwecks Aushandelns bspw. höherer Abfindungen, hatten sich in Frankreich besonders im Frühjahr 2009 ausgebreitete. Also bei Beginn der Welle von Arbeitsplatzvernichtungen, in der ersten Talsohle der Krise. Seitdem war es um Einiges stiller um diese Aktionsform geworden.

In der Nacht vom Mittwoch zum Donnerstag, den 29.05.14 wurden fünf Führungskräfte der Tabakfabrik in Carquefou (einem Vorort von Nantes), die dem französischen Zigarettenhersteller Seita – auch La Seita – gehört, durch Lohnabhängige vorübergehend festgesetzt. La Seita hatte zuvor am 15. April d.J. angekündigt, das Werk mit 327 Lohnabhängigen dichtzumachen. Am frühen Donnerstag Nachmittag kamen die Führungskräfte wieder frei. Zwischenzeitlich hatten sie sich innerhalb der Räumlichkeit frei bewegen und etwa zum Kaffeetrinken frei bewegen können, und am Donnerstag früh waren ihnen frische Croissants und Brötchen gebracht worden. Es kann also nicht etwa von unmenschlicher Behandlung  die Rede sein.

Über ihre Freilassung war durch die betroffenen Lohnabhängigen in einer Vollversammlung abgestimmt worden; eine Mehrheit entschied sich bei der Abstimmung dafür, um einem Einsatz der polizeilichen „Ordnungshüter“ zuvorzukommen. Davor hatte die Staatsanwaltschaft einen solchen angedroht. Unterdessen wird jedoch weiter über die Forderungen der Lohnabhängigen, die auf höhere Abfindungen im Falle des Nichterhalts ihrer Arbeitsplätze hinauslaufen, verhandelt.

Siehe zum Hintergrund im LabourNet Archiv: Neue Protestform: Manager festsetzen

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=59315
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