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Updated: 18.12.2012 15:51
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Frankreichs Ghettos in der Revolte


Französische Banlieues: Nach dem Nullsummen-Plan für die Sozialghettos von Präsident Sarkozy jetzt: Spektakuläre Verhaftungswelle am Montag und Dienstag

"Es ist noch knapp drei Wochen hin bis zu den französischen Kommunalwahlen vom 9. und 16. März, und die konservative Regierungspartei UMP versucht ihren erwarteten Fall aufzufangen, indem sie das Thema "Innere Sicherheit" lanciert. Bestandteil der ideologischen und medialen Operation sind zweifellos auch die spektakulär durchgeführten Verhaftungen, die am Montag früh im Morgengrauen, am Montag mittag sowie am späten Vormittag des heutigen Dienstag stattfanden. Mit ihnen soll den Unruhen, die im November 2007 infolge des Todes zweier Jugendlicher - bei denen die Polizei eine wichtige, und bisher bezüglich näherer Einzelheiten ungeklärte Rolle gespielt hat - in der Vorstadt Villiers-le-Bel ausgebrochen waren, auf den Grund gegangen werden." Artikel von Bernard Schmid vom 19.2.08

Präsident Sarkozy posaunt neuen "Plan für die Banlieues" hinaus / Sensationell neue Methode erfunden: Problembewältigung ganz ohne Geld!

"Kann Sarkozy die Banlieues heilen?" ( Sarkozy peut-il guérir les banlieues?) So lautet der etwas merkwürdig anmutende Titel einer Debatte, die an diesem Montag in einem Theater auf den Champs-Elysées stattfinden wird - als ob es sich beim Präsidenten um einen Wunderheiler, oder bei der Problematik der französischen Trabantenstädte um eine Krankheit handeln würde. Für einen stolzen Eintrittspreis von 15 Euro, den sich mutmaßlich kaum ein Bewohner der sozialen Krisenzonen in den Banlieues würde leisten können, dürfen die zahlenden Zuschauer einer Reihe als hochkarätig geltender Gäste zuhören. Zu ihnen zählen die Staatssekretärin für "Stadtpolitik" - die in Wirklichkeit auf die Vorstädte spezialisiert ist - Fadela Amara, der frühere konservative Städtebauminister Eric Raoult, ein kommunistischer Banlieue-Bürgermeister aus der Nähe von Lyon (André Gérin, Stadtoberhaupt von Vénissieux) und mehrere Soziologen. Veranstalter sind, wie bei diesen Montagsdebatten am "Kreisel" auf den Champs-Elysées üblich, die liberale Pariser Abendzeitung ,Le Monde' und die Theaterleitung gemeinsam mit einem Meinungsforschungsinstitut." Leicht überarbeitete Fassung eines Artikels von Bernard Schmid, der in der Nacht vom Sonntag zum Montag,11.02.2008, im Internetmagazin ,telepolis' erschien

Die jüngste Revolte in der Pariser Banlieue

Aus Anlass der Unruhen Ende November 2007 in Villiers-le-Bel und anderen Teilen der Pariser Banlieue versucht der linke Soziologe Robert Castel in einem Interview für die unabhängige linksradikale italienische Tageszeitung "il manifesto" vom 1. Dezember 2007 eine Analyse dieser wiederkehrenden Revolten. Dabei geht er auch der Frage nach, welche Veränderungen in den letzten Jahren stattgefunden haben, welche Perspektiven und welche Möglichkeiten der Politisierung und Organisierung existieren. Das Interview mit einer Vorbemerkung und Übersetzung vom Gewerkschaftsforum Hannover externer Link bei Indymedia vom 17. Dezember 2007

Eine angekündigte Kollision

"Im Moment herrscht in Villiers-le-Bel wieder Ruhe, jedoch eine höchst angespannte Atmosphäre, nachdem das französische Innenministerium am Montag (3. Dezember) einen Aufruf zur Übermittlung von "Hinweisen, die zur Ergreifung der Täter" im Zusammenhang mit den jüngsten Unruhen herausgegeben hat. In der kritischen Öffentlichkeit wurde dies weithin als Aufruf zur personenbezogenen Denunzierung aufgefasst und als solcher negativ betrachtet" - so beginnt die aktuelle Reportage "Eine angekündigte Kollision - Oder die Architektur ist unschuldig" von Bernard Schmid vom 7. Dezember 2007, eine überarbeitete und aktualisierte Fassung der am 6. Dezember in der "Jungle World" publizierten Arbeit.

Tod von zwei Jugendlichen - Auslöser für Unruhen, nicht deren Ursache

Überarbeitete Fassung vom 29.11.07 eines Artikels von Bernard Schmid, der am 28.11.2007 in der Internetzeitschrift ,telepolis' erschienen ist

Sogenannte Problemviertel - In den französischen Banlieues wurde die Armut entpolitisiert

Seit über zwanzig Jahren erreichen uns die dramatischen, manchmal reißerischen Berichte aus den "Ghetto-Siedlungen", "Problemvierteln" und "Ausländerbezirken". Grund genug, sich Sorgen zu machen - und mehr als das. Schließlich bezeichnen diese räumlichen Begriffe, die in Frankreich in den Jahren 1985 bis 1995 aufkamen, mehr als ein, wenn auch verzerrtes "Abbild" der sozialen Wirklichkeit. Es geht hier nicht nur um Unwahrheiten und Übertreibungen, sondern auch und vor allem um eine bestimmte Sichtweise auf die Armut in den Städten. Typisch dafür ist, dass die Ursprünge von sozialen, wirtschaftlichen oder gar rassistischen Unterdrückungsmechanismen aus dem Kontext der offensichtlichen "ernsten Probleme" ausgeblendet werden. "Sogenannte Problemviertel" externer Link ein Artikel von Sylvie Tissot in Le Monde diplomatique vom 12. Oktober 2007.

Die Wut auf den Staat - Mit Angriffen auf Busse hat die Gewalt in den französischen Vorstädten eine neue Qualität erreicht

"Handelt es sich um einen Qualitätssprung bei der Ausübung von Gewalt? Oder eher um eine Wiederkehr des Ewiggleichen, nur dieses Mal mit dramatischen Konsequenzen? Seit einem Jahrzehnt bezeichnet man die in manchen französischen Trabantenstädten endemische Gewalt mit einem eigenen Begriff: violences urbaines. Das Phänomen ist nicht neu. Es führte bereits in den 90er Jahren zu mal sensationsgierigen, mal alarmistischen, mal die Suche nach Erklärung widerspiegelnden Schlagzeilen. Innerhalb der letzten acht Tage scheint aber eine neue Steigerung erreicht worden zu sein. Während der mit einem großen Medienhype umgebene "heiße Jahrestag" der Unruhen vom letzten Jahr ausblieb, sorgten neuartige Attacken auf öffentliche Verkehrsmittel für Aufsehen. Nachdem das Phänomen jüngst in Marseille ein Opfer forderte, das zur Stunde noch immer zwischen Leben und Tod schwebt, schlagen die Wellen der Emotion hoch. Gleichzeitig erschien das sozialliberale Wochenmagazin Le Nouvel Observateur am Mittwoch mit einem alarmistischen Titelblatt, das nur von den Buchstaben "SOS" geziert wird, aus denen heraus Flammen schlagen." Artikel von Bernard Schmid auf telepolis externer Link vom 04.11.2006

Knallt es genau zum Jahrstag wieder? - Zur "Unterschichtsrevolte" in Frankreich

"Alles Gute zum Geburtstag, liebe Riots...!" Genau ein Jahr nach dem Ausbruch der Unruhen in den französischen Trabantenstädten, die am Abend des 27. Oktober 2005 in Clichy-sous-Bois ihren Anfang nahmen, beherrscht eine angespannte Erwartung die französischen Medien. Wird es zum ersten Jahrestag, pünktlich, wieder losgehen? Am Ende könnten sie das Ereignis herbeischreiben oder durch äußerst geballtes Auftreten von Fernsehkameras herbeisuggerieren." Artikel von Bernard Schmid auf telepolis externer Link vom 27.10.2006

Erneute Riots in (einzelnen) Pariser Trabantenstädten

"Wieder fanden Unruhen Riots in den Pariser Banlieues statt - wenngleich sie dieses Mal örtlich und zeitlich eingegrenzt blieben, dienen sie doch führenden PolitikerInnen von rechts und "links" zum Anlass, erneut innenpolitische Verschärfungen zu fordern. Während zweier Nächte zu Anfang voriger Woche lieferten sich Jugendliche schwere Auseinandersetzungen mit den Polizeikräften in Montfermeil und Clichy-sous-Bois, wo 150 junge Leute es schafften, 250 Beamte vier Stunden lang zu 'beschäftigen'. Ein Polizeioffizier meinte im Anschluss, es sei "heftiger" zu gegangen als während der mehrtägigen Zusammenstösse in Clichy-sous-Bois Spätoktober 2005, die sich im Anschluss während mehrerer Wochen im November in Form von nächtlichen Ausschreitungen über ganz Frankreich ausgebreitet hatten. Ein solcher Effekt blieb dieses Mal aus. In der Nacht vom Montag zum Dienstag dieser Woche kam es allerdings auch in Grigny, südlich von Paris, zu Zusammenstößen zwischen rund 100 jungen Männern und der Polizei. Tatsächlich erklären aber spezifische örtliche Verhältnisse in diesem Falle so Einiges vor allem in der Pariser Trabantenstadt Montfermeil, von wo die jüngste (kleine) « Welle » von Unruhen ausging. Doch blenden wir zurück auf Ende Mai... " Artikel von Bernard Schmid, Paris, vom 07.06.2006

Pariser Demo gegen Ausnahmezustand

"Die Jugendrevolte in den Pariser und anderen Vorstädten hat die Sarkozyfranzösische Linke (auch die radikale Linke) weitgehend konsterniert und handlungsunfähig gemacht. Erst die Verhängung und Verlängerung des Ausnahmezustandes hat sie wieder etwas zum Leben erweckt. Die Gründe dafür sind vielfältig und sowohl bei der Linken und ihrer politischen Entwicklung wie im maschinenstürmerischen Charakter der Revolte bzw. im Stand des Massenbewusstseins zu suchen. Über die ersten "Wiederbelebungsversuche" berichtet die linke italienische Tageszeitung "il manifesto" vom 17.11.2005 anlässlich der relativ breiten Bündnisdemonstration gegen den Ausnahmezustand." Kommentierte Übersetzung von Alessandro Mantovani vom 20.11.2005 externer Link bei indymedia

Interview mit Droits Devant zur Banlieue

"Zur Jugendrevolte in den französischen Banlieues führte die linke italienische Tageszeitung "il manifesto" für die Ausgabe vom 8.11.2005 auch ein Interview mit dem Sprecher von Droits Devant (Zuerst die Rechte), Jean-Claude Amara. Aufgrund der Bedeutung der Koordination Droits Devant, der auch die Bewegung der Sans Papiers (Migranten ohne gültige Papiere) und die Häuserkampfbewegung DAL angehören, in der französischen Linken bringen wir hier die Übersetzung, auch wenn wir die gegen Ende aufscheinenden sozialarbeiterischen und zivilgesellschaftlichen Tendenzen Amaras in keiner Weise teilen." Übersetzung von Jean-Claude Amara vom 20.11.2005 externer Link bei indymedia

Zur Revolte in den französischen Vorstädten: Warum ausgegrenzte Jugendliche aufsässig werden und wie die demokratische Obrigkeit mit Leuten umspringt, die für den Kapitalismus zu viel sind

Text der Sendung von GegenStandpunkt - Kein Kommentar! externer Link im Freien Radio für Stuttgart vom 16. November 2005

Helden der Diffusion. In den Aufständen in Frankreich offenbart sich eine Krise der Repräsentation

Artikel von Raul Zelik in Freitag vom 18.11.2005 externer Link

Der Ausnahmezustand, Stück für Stück

Demo gegen die Notstandsgesetzgebung in Paris"Jeder will sein Stückchen Ausnahmezustand: Betrachtet man die Zonen, in denen bisher unter Anwendung der Notstandsgesetzgebung örtliche Ausgangssperren verhängt wurden, so fällt auf, dass sie sich oft mit den Hochburgen konservativer Spitzenpolitiker decken. Dieser Minister oder jener Staatsmann war sichtlich darum bemüht, "seine" Stadt zum Modellfall autoritärer Krisenverwaltung zu erheben. Einen Zusammenhang zur Schwere und zum Ausmaß der vorangegangenen Unruhen herzustellen, ist dagegen ungleich schwerer." Artikel von Bernard Schmid, Paris, vom 16.11.05. Nachtrag von BS: Gestern Abend (16.11.05) hatten - immerhin - 3.000 Menschen im Zentrum von Paris gegen die Notstandsgesetzgebung demonstriert. Dabei: Gewerkschaften (viel SUD und Lehrergewerkschaft FSU, etwas CGT), beide trotzkistische Parteien (LCR und LO, v.a. erstere hatte ziemlich stark mobilisiert), einige Leute von KP und Grünen, Anarchogruppen, linksliberale "Liga für Menschenrechte" LDH, Antirassismusgruppen (MRAP).

Frankreich und der Ausnahmezustand

Update: Politiker versuchen, sich durch scharfe Maßnahmen zu profilieren; in Paris wurde für das Wochenende ein Versammlungsverbot verhängt. Artikel von Bernard Schmid auf Telepolis vom 11.11.2005 externer Link

MIB: Stimme aus Paris

GLOCALIST Daily News publiziert das Manifest von MIB externer Link - MOUVEMENT DE L'IMMIGRATION ET DES BANLIEUES - vom 9. November in deutscher Übersetzung und Link zum französischen Originaltext

"Das ist die Schuld von zuviel Polizei"

Zur Jugendrevolte in den französischen und vor allem in den Pariser Vorstädten Ende Oktober / Anfang November 2005 brachte die linke italienische Tageszeitung "il manifesto" am 4.11.2005 das folgende Interview mit Omeyya Seddik, einem der Köpfe der dort aktiven Immigranten- und Stadtteilkomitees, die sich unter dem Kürzel MB zusammengeschlossen haben. Interview zu den Pariser Riots mit Omeyya Seddik (MB) externer Link auf Indymedia vom 11.11.2005

Antwort auf die Unruhen - Die neuen Maßnahmen der Regierung im Einzelnen: (1) Repressive Maßnahmen und (2) "soziales Begleitmenü".

Artikel von Bernard Schmid vom 9.11.2005

Holger Burner: Ausschuss"ausstoss. 900 autos."

HipHop-track (mp3) von Holger Burner bei LaborB externer Link (1´35 min, 1,4 mb) und der Text zum HipHop

Erklärung des Ausnahmezustands als Antwort auf die Unruhen

"Die Regierung schließt auch den Einsatz von Militär nicht aus, den die Rechten fordern. Die Linken sind in ihrer Reaktion zerrissen, der Innenminister Sarkozy verbündet sich mit konservativen muslimischen Organisationen.
Mehrere neue Eskalationsstufen wurden in den letzten Tagen bei den Unruhen in den französischen Trabantenstädten und beim staatlichen Umgang mit ihnen überschritten. Am Montag Abend kündigte der französische Premierminister Dominique de Villepin die Verhängung einer Ausgangssperre über von den Unruhen betroffene Zonen aus. Eine vom wöchentlichen Sitzungstermin am Mittwoch Vormittag auf den heutigen Dienstag vorgezogene Kabinettssitzung soll beschließen, dazu ein altes Gesetz vom 3. April 1955 zu "reaktivieren ". Dieses Gesetz erteilt den Präfekten, den juristischen Vertretern des französischen Zentralstaats in den Départements und Regionen, die Vollmacht, ein allgemeines Ausgangsverbot zu bestimmten Zeiten zu verhängen. Es wurde damals im Zusammenhang mit dem 1954 begonnenen Kolonialkrieg in Algerien und seinen Auswirkungen auch im französischen Kernland verabschiedet. Seit dem Ende des Algerienkriegs wurde es in Frankreich nicht mehr angewandt.
." Artikel von Bernard Schmid in telepolis externer Link vom 08.11.2005. Siehe dazu auch:

Revolte in Frankreich

"Die in Paris lebenden Afrikaner wurden in ghettoisierte Vororte von Paris verdrängt (banlieue), wo der Staat Ausbildung, Gesundheitssystem und andere Dienste abbaut und einschränkt, während die Polizeipräsenz, Polizeikontrollen, Überfälle auf "Papierlose" (sans-papiers) und das Niveaus der Unterdrückung in den letzten Wochen stark zugenommen hat. Nach dem Tod zweier Jugendlicher sind letzte Woche die Vororte explodiert." Feature von Übersetzung von IMC Global bei indymedia externer Link mit ständigen Aktualisierungen und weiterführenden Links

Unruhen in Pariser Trabantenstädten. Todesfälle, offene Widersprüche, Revolte und Fantasmen über "den Islam"

"Reißerisch sind einige Schlagzeilen, schreiend die Titel. Vor allem in der rechten Boulevardpresse - etwa bei der Boulevardzeitung France Soir, die an diesem 1. November mit der martialischen Schlagzeile Les émeutiers ne désarment pas (sinngemäß "Die Aufrührer lassen nicht nach" oder auch "...legen die Waffen nicht nieder") aufmacht und wörtlich von "Stadtguerilla" spricht. Die seriösere konservative Tageszeitung Le Figaro ihrerseits verkündet: Clichy-sous-Bois bleibt ein Pulverfass.." Artikel von Bernard Schmid in telepolis vom 02.11.2005 externer Link. Siehe dazu auch:

Zu den Ausschreitungen in Clichy-sous-Bois

"Auf Indymedia Lille habe ich einen Hinweis auf einen Artikel im französischsprachigen Internet-Portal www.afrik.com gefunden, der die Sicht von Bewohnern und Bewohnerinnen des Pariser Vortortes Clichy-sous-bois auf die seit Tagen andauernden Straßenschlachten zwischen Jugendlichen und der Polizei schildert. Außerdem findet sich dort ein Handy-Video, das Polizisten zeigt, die mit Gummi-Geschossen Jagd auf Jugendliche machen.." Artikel und Übersetzungen von Brouhaha externer Link vom 03.11.2005 bei indymedia


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