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Updated: 18.12.2012 15:51
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Die Kampfform festsetzen breitet sich aus

"Und mal wieder traf es einen Direktor, der durch "seine" Lohnabhängigen für 24 Stunden in seinem Büro eingesperrt wurde. Von Dienstag mittags bis im Laufe des Mittwoch Nachmittag wurde der Werksdirektor des Pharmaunternehmens ,3M' im zentralfranzösischen Pithiviers (bei Orléans), Luc Rousselet, durch zornige Beschäftigte festgehalten. Der Pharmakonzern möchte rund die Hälfte der 235 Arbeitsplätze vor Ort abbauen. Gegenüber der Presse meldete Rousselet aus seinem Büro, "hellsichtig" oder um Deseskaltion bemüht: "Sie sind mehr zu bedauern als ich." (Hört hört..) Inzwischen haben sich die Unterpräfektur - die juristische Vertretung des Zentralstaats, mit Umweg über die Präfektur in Orléans - und der sozialdemokratische Bürgermeister der Stadt eingeschaltet, um zu "vermitteln". In Verhandlungen sollen u.a. höhere Abfindungen festgesetzt werden" - so beginnt der aktuelle Beitrag "Und noch einer: In Frankreich wurde mal wieder ein Werksdirektor von Beschäftigten für 24 Stunden festgehalten. Conti-Arbeiter/innen demonstrierten in Paris" von Bernard Schmid vom 27. März 2009.

Und noch einer: In Frankreich wurde mal wieder ein Werksdirektor von Beschäftigten für 24 Stunden festgehalten. Conti-Arbeiter/innen demonstrierten in Paris

Und mal wieder traf es einen Direktor, der durch "seine" Lohnabhängigen für 24 Stunden in seinem Büro eingesperrt wurde. Von Dienstag mittags bis im Laufe des Mittwoch Nachmittag wurde der Werksdirektor des Pharmaunternehmens ,3M' im zentralfranzösischen Pithiviers (bei Orléans), Luc Rousselet, durch zornige Beschäftigte festgehalten. Der Pharmakonzern möchte rund die Hälfte der 235 Arbeitsplätze vor Ort abbauen. Gegenüber der Presse meldete Rousselet aus seinem Büro, "hellsichtig" oder um Deseskaltion bemüht: "Sie sind mehr zu bedauern als ich." (Hört hört..)

Inzwischen haben sich die Unterpräfektur - die juristische Vertretung des Zentralstaats, mit Umweg über die Präfektur in Orléans - und der sozialdemokratische Bürgermeister der Stadt eingeschaltet, um zu "vermitteln". In Verhandlungen sollen u.a. höhere Abfindungen festgesetzt werden. Auf einen Strafantrag hat Rousselet lieber verzichtet. Ähnliches gilt für den Sony-Direktor Serge Foucher, der Mitte März seinerseits für rund 14 Stunden in "Gefangenschaft" war - bei dem Eletronikkonzern hatte es gleich den obersten Frankreichchef erwischt.

Anlass war hier die für April o9 babsichtigte, definitive Schließung des Werks in Pontox-sur-l'Ardour in Südwestfrankreich. Sony hatte noch angeboten, einen Übernehmer für das Werk zu suchen, von dem der in Japan ansässige Konzern sich trennen möchte. Aber die Beschäftigten wollten lieber höhere Abfindungen - denn sie trauten der Sache überhaupt nicht auf den Weg. Denn falls ein (im Vergleich zu Sony weniger finanzkräftiger Übernehmer) das Werk nach einem Jahr plattgemacht hätte, dann wäre mit Abstand weniger Kohle herauszuholen gewesen als beim japanischen "Mutter"konzern. (Labournet berichtete am Dienstag, 24. März)

Unterdessen demonstrierten die Arbeiter/innen (zu 90 % Arbeiter, zu 10 % Arbeiterinnen) des Werks für Auto- und Fahrradreifen in Clairoix am Mittwoch einmal quer durch die "besseren Viertel" von Paris.

Obwohl sie im September 2007 ihre Bereitschaft erklärt hatten, fünf kostenlose zusätzliche Arbeitsstunden pro Woche zu verrichten, hat der deutsche "Mutter"konzern Continental beschlossen, das Werk nun "abzuwickeln". Es schreibt schwarze, nicht rote, Zahlen. Noch vor kurzem waren neue Maschinen vor Ort installiert worden - aber nur, um sie zu erproben, bevor sie später an einem "kostengünstigeren" Standort in Einsatz kommen sollen. Die Arbeiter/innen fühlen sich deswegen als "Versuchskaninchen" missbraucht. Und einige von ihnen wollten sich bereits den Vertrauensmann der CFTC (christlicher Gewerkschaftsbund), der 2007 das Abkommen unterzeichnet hatte, vorknöpfen. Handgreiflichkeiten konnten jedoch verhindert werden.

Am Mittwoch früh kamen sie nun am Pariser Nordbahnhof an - Clairoix liegt rund 50 Kilometer nordöstlich von Paris -, und demonstrierten bis zum Elysée-Palast. Von den Trottoirs aus wurde ihnen Applaus gespendet. Zahlreiche Französinnen und Franzosen können sich derzeit, wo wöchentlich eine Zeitung die neue "Frankreichkarte der Entlassungspläne" publiziert, mit ihrem Anliegen identifizieren.

Eine süddeutsche Regionalzeitung registriert besorgt, in die Wut mischten sich "mitunter auch anti-deutsche Töne", legt damit aber eine falsche Fährte. (Vgl. http://www.suedkurier.de/news/wirtschaft/wirtschaft/Frankreich-Arbeit;art410950,3696449)

Im Elysée-Palast wurden die Continental-Arbeiter/innen u.a. durch den Präsidenten-Chefberater Claude Guéant, Generalsekretär des Präsidialmats, empfangen. Im Anschluss erklärten ihre Vertreter sich "enttäuscht" von dem Gespräch.

B.Schmid


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