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[Buch] The Communist Road to Capitalism / Der kommunistische Weg in den Kapitalismus in China

Dossier

Buch von Ralf Ruckus: The Communist Road to Capitalism. How Social Unrest and Containment Have Pushed China’s (R)evolution since 1949Ralf Ruckus beschreibt in seinem Buch die Entwicklung der Volksrepublik von 1949 bis heute. Im Zentrum stehen die Wellen sozialer und politischer Unruhen „von unten“, von Arbeiter:innen, Migrant:innen, Landbewohner:innen und Frauen*. Deren Proteste, Streiks, Aufstände, Demonstrationen und Bewegungen bestimmten die sozialistische Periode bis Mitte der 1970er, die Übergangszeit bis Mitte der 1990er und auch die kapitalistischen Phase seither. Auf die Unruhen folgten jeweils Gegenmaßnahmen und Reformen des Regimes der Kommunistischen Partei „von oben“. Die Dynamik von Unruhen und Gegenmaßnahmen hat die Entwicklung des Landes vorangetrieben, vom Sozialismus bis zum Kapitalismus. Am Schluss des Buches diskutiert der Autor die Fragen: Was war das also für ein Sozialismus? Welche Lehren ergeben sich für neue revolutionäre Versuche? Und welche Perspektiven haben soziale Kämpfe aktuell in China? Siehe Informationen zum Buch und als Leseproben im LabourNet Germany Auszüge aus der Einleitung sowie das Kapitel über die Kämpfe der Wanderarbeiter:innen (beide auf Englisch) – wir danken dem Autor und verweisen zudem auf ein Interview mit ihm sowie nun die deutsche Version:

  • Linke Schimären. Zur Krise des chinesischen Kapitalismus New
    „… Im Internet wird seit einiger Zeit heftig über Ausstieg und Verweigerung des Arbeitsdrucks in der VR China diskutiert. Viele, auch Angehörige der Mittelklasse, wollen raus aus dem Land, weil sie keine angemessene Lebensperspektive in der VR China sehen. (…) Die Wut über staatliche Überwachung, Gängelung und Zensur hat indes zugenommen. (…) Wanderarbeiter:innen und Menschen, deren kultureller Hintergund von der Han-Mehrheit abweicht, erfahren in Städten und Betrieben rassistischen Ausschluss. In Gegenden, in denen ethnische Minderheiten einen erheblichen Anteil der Bevölkerung stellen, sehen sich diese rassistischen Sinisierungskampagnen und Repressionsmaßnahmen ausgesetzt. Linke Initiativen, die Streiks unterstützen, feministische Aktivistinnen und jede andere Form von Widerstand gegen Ausbeutung und Repression werden vom Parteistaat unterdrückt – durch Zensur, Drohungen und Verhaftungen. (…) Aus linker Perspektive betrachtet sollte – selbst aus der Ferne – klar sein, dass die VR China von patriarchal-kapitalistischen Klassenverhältnissen geprägt ist. Manche wollen das jedoch nicht so sehen. Nehmen wir ein Beispiel aus der deutschen Linken: Jan Turowski, Büroleiter der Rosa-Luxemburg-Stiftung in Beijing, sprach im November 2022 mit der Global Times, einem der Regierung der KPCh nahestehenden chinesischen Medium. Im Interview zeigt sich Turowski beeindruckt von den Reformen in der VR China…“ Artikel von Ralf Ruckus  in express – Zeitung für sozialistische Betriebs- und Gewerkschaftsarbeit Ausgabe 7-8/2024
  • [Buch in deutscher Fassung] Der kommunistische Weg in den Kapitalismus. Wie soziale Unruhen und deren Eindämmung die Entwicklung Chinas seit 1949 vorantreiben
    „… In der Übergangsphase ab den 1970er-Jahren nutzte das Regime soziale Unruhen und Bewegungen für einen demokratischen Sozialismus für die Durchsetzung seiner Politik der Reform und Öffnung; in den späten 1980er-Jahren reagierte die KPCh-Führung auf die Tian’anmen-Platz-Bewegung erneut mit militärischer Repression sowie mit radikalen Marktreformen. In der kapitalistischen Periode ab den späten 1990er-Jahren führten die Kämpfe von Arbeiter:innen staatlicher Betriebe, Bauern und Bäuerinnen sowie Wanderarbeiter:innen schließlich zu Zugeständnissen wie weiteren Unterdrückungsmaßnahmen und Reformen. Das Buch hinterfragt gängige Vorstellungen über Chinas sozialistische Erfolge« und den späteren Aufstieg zur »Fabrik der Welt«. Es liefert eine fundierte Geschichte Chinas seit 1949 und ist zugleich eine radikale Kritik von Ausbeutung, autoritärer Staatsführung und patriarchaler Herrschaft im Sozialismus und Kapitalismus.“ Aus der Verlagsinfo zum nun ins Deutsche übersetzten Buch von Ralf Ruckus im Karl Dietz Verlag Berlin. Siehe  zum Buch mehr Informationen und als Leseprobe das Kapitel „Vier Positionen in der Linken zur Periodisierung der Geschichte der Volksrepublik China seit 1949“:

    • Informationen zum Buch von Ralf Ruckus:
    • Der kommunistische Weg in den Kapitalismus in China
      Im Frühjahr 2024 erschien im Dietz Verlag Berlin das Buch Der kommunistische Weg in den Kapitalismus. Wie soziale Unruhen und deren Eindämmung die Entwicklung Chinas seit 1949 vorantreiben.
      Autor Ralf Ruckus hat die Plattform gongchao.org externer Link mitgegründet, die unter anderem Bewegungen von Arbeiter:innen, Migrant:innen und Frauen* in China untersucht und dokumentiert. Artikel, Bücher und Podcasts von und mit Ralf Ruckus finden sich auf dem Blog nqch.org externer Link. Neben dem hier erwähnten Buch erschienen zuletzt auch Die Linke in China. Eine Einführung externer Link (Mandelbaum Verlag, 2023) sowie China von unten. Kritische Analyse & Soziale Kämpfe externer Link (gongchao.org, 2023).
      Das neue Buch nimmt, wie der Titel schon sagt, zum einen die sozialen Kämpfe in den Blick – Kämpfe „von unten“ von Arbeiter:innen, Migrant:innen, Bauern/Bäuerinnen und Frauen*, die  in jeder Phase seit der Staatsgründung 1949 in der Volksrepublik China ihre Bedingungen zu verbessern suchen oder das Regime der Kommunistischen Partei China gar ernsthaft herausforderten. Zum anderen analysiert es die jeweiligen Gegenmaßnahmen, mit denen das Regime die Kämpfe einfangen oder unterdrücken wollte.
      Das Buch ist konzipiert als Intervention in die linke Debatte über die Volksrepublik China. Auch innerhalb der deutschsprachigen Linken gibt es keine Einigkeit über den Charakter des sozialen, wirtschaftlichen und politischen Systems in China seit 1949. Diese Unklarheit behindert die notwendige Analyse der sozialistischen Vergangenheit. Die Erfahrungen des chinesischen Sozialismus (Mitte der 1950er bis Ende der 1970er Jahre) und der anschließenden Übergangsphase (bis Ende der 1990er Jahre) müssen aufgearbeitet werden, als Vorbereitung für neue revolutionäre Versuche. Die Uneinigkeit in der Bewertung der aktuellen Situation in China bremst zudem die notwendige Analyse der jetzigen kapitalistischen Klassenverhältnisse und die Unterstützung von sozialen Kämpfen wie auch antikapitalistischen, antipatriarchalen und antiimperialistischen Kräften in China.
      Ein Ausgangspunkt der Analyse im Buch von Ralf Ruckus sind die vier wichtigsten linken Positionen zur Bewertung der sozialen und politischen Entwicklung in der Volksrepublik seit 1949. Im unten dokumentierten Buchauszug werden sie kurz beschrieben und bewertet. Das soziale, wirtschaftliche und politische System der Volksrepublik wird von unterschiedlichen linken Beobachter:innen gesehen als „durchgängig sozialistisch“, „durchgängig kapitalistisch“ oder als „bis 1978 sozialistisch und danach kapitalistisch“. Aus Ralf Ruckus‘ Analyse ergibt sich eine Variante der letztgenannten Position, nach der es vor und nach der sozialistischen Periode jeweils eine Übergangsperiode gegeben hat. Anfang der 1950er Jahre wurden in der ersten Übergangsperiode die Grundlagen für den Sozialismus gelegt, und in der zweiten Übergangsperiode in den 1980er und 1990er Jahren entstanden soziale Konflikte, die letztlich Ende der 1990er zum Übergang in den Kapitalismus führten.
    • Buchauszug: Vier Positionen in der Linken zur Periodisierung der Geschichte der Volksrepublik China seit 1949
      Der ersten linken Position zufolge ist die Volksrepublik China von 1949 bis heute durchgängig sozialistisch geblieben. Ihre Vertreter:innen vertuschen die massiven sozialen, wirtschaftlichen und politischen Veränderungen der vergangenen Jahrzehnte. Dazu gehören die wiederholte Neuzusammensetzung der Arbeiterklasse sowie die verschiedenen Proteste von Arbeiter:innen, Bäuerinnen und Bauern, Frauen* und anderen gegen die Herrschaft der KPCh, gegen Ausbeutung, Sexismus und anderes mehr.
      Für Befürworter:innen dieser ersten Position sind Staatseigentum an Produktionsmitteln, staatliche Wohlfahrt und die Einparteienherrschaft fälschlicherweise gleichbedeutend mit Sozialismus (oder sogar Kommunismus). Diese Ansicht wird von anderen Teilen der Linken zu Recht angefochten. Die Charakterisierung der Volkrepublik China als sozialistisch nach dem Beginn der »Reform und Öffnung« 1978 oder gar nach der Umstrukturierung des Staatssektors Mitte der 1990er-Jahre ist irreführend. Die VR China ist eindeutig kapitalistisch, weist sie doch wichtige Merkmale auf, die kapitalistische Verhältnisse definieren und die alle seit den 1990er-Jahren offenbar vorhanden sind: der Klassengegensatz zwischen jenen, die die Produktionsmittel kontrollieren oder besitzen, und denen, die sie nicht besitzen; die Abschöpfung von Mehrwert und Ausbeutung; die Aneignung von Profiten durch die neu zusammengesetzte herrschende Klasse aus staatlichen und privaten Akteuren; und der breite Einsatz von (gesteuerten) Marktmechanismen in der Wirtschaft.
      Der zweiten Position zufolge ist die Volksrepublik China von 1949 bis heute durchgängig kapitalistisch oder staatskapitalistisch geblieben. Ihre Vertreter:innen begehen somit einen ähnlichen Fehler. Sie vertuschen die realen Umbrüche und Veränderungen, um für den gesamten Zeitraum nur eine systemische Beschreibung verwenden zu können. Der real existierende Sozialismus und der Kapitalismus haben in der Tat wesentliche Merkmale gemeinsam, beispielsweise die Abpressung und Akkumulation von Mehrwert, eine autoritäre Arbeitsorganisation und eine soziale Hierarchie. Wer die sozialistische Periode genauer in den Blick nimmt, wird jedoch Unterschiede im Vergleich zur kapitalistischen Periode erkennen, insbesondere die Existenz sozialistischer Planungsinstitutionen, die staatliche Allokation von Arbeitskräften und anderen Ressourcen sowie die spezifische Rolle der KPCh und der Staatsorgane gegenüber Arbeiter:innen, Bäuerinnen und Bauern, Migrant:innen und Frauen*. Es handelte sich nicht um Kapitalismus; gleichwohl war der real existierende Sozialismus in der Volksrepublik China jedoch weit von dem entfernt, was eine klassenlose Gesellschaft ohne Ausbeutung und Unterdrückung ausmacht.
      Der dritten Position der Linken zufolge war das System der Volksrepublik China vor den Reformen ab 1978 eine Form des Sozialismus und wandelte sich gleich anschließend zum Kapitalismus. Während einige linke Verfechter:innen dieser Position (darunter viele Maoist:innen) den Sozialismus der Volksrepublik China in den 1950er- und 1960er-Jahren positiv beschreiben, betrachten andere (darunter viele Trotzkist:innen) ihn als »degenerierte« Form des Sozialismus.
      Ich schließe mich in der vorliegenden Untersuchung im Allgemeinen dieser dritten Position an, formuliere jedoch eine eigene Kritik am real existierenden Sozialismus und schlage darüber hinaus eine Variante oder vierte Position vor.
      Dieser vierten Position zufolge gab es zwei Übergangsperioden, eine in den frühen 1950er-Jahren (vor der sozialistischen Periode) und eine von Mitte der 1970er- bis Mitte der 1990er-Jahre (vor der kapitalistischen Periode). Ein Blick auf die Entwicklung in diesen Übergangsperioden zeigt, wie sich die wirtschaftlichen, sozialen und politischen Systeme allmählich veränderten, ohne dass die KPCh ihre Herrschaftsposition aufgab. Die Führung der Partei erwies sich vielmehr als äußerst flexibel und passte ihre sozialen, politischen und ideologischen Grundlagen an. So war sie in der Lage, sich jeweils auf neu zusammengesetzte Kräfte zu stützen, erst auf eine bäuerliche Armee, dann auf eine sozialistische und bürokratische herrschende Klasse und schließlich auf eine kapitalistische herrschende Klasse.
      Anstelle des angestrebten revolutionären Übergangssystems (auf dem Weg zum Kommunismus) schuf der Sozialismus in der Volksrepublik China in den 1950er- und 1960er-Jahren eine Klassengesellschaft. Um das Land zu entwickeln (oder zu »modernisieren«), kombinierte das KPCh-Regime im Rahmen seiner Planwirtschaft Elemente, die auch den Kapitalismus auszeichnen. Warum der Übergang vom Sozialismus zum Kapitalismus stattfand, dazu haben die Protagonist:innen linker Positionen unterschiedliche Ansichten. Seit den 1960er-Jahren behaupteten verschiedene Generationen von Maoist:innen, dass sogenannte Prokapitalist:innen in der Parteiführung hinter dem Übergang stehen. Diese Position unterstellt die Existenz eines regelrechten Übergangsplans, der angeblich ab Mitte der 1960er- oder Ende der 1970er-Jahre durchgeführt worden sein soll. Es gibt jedoch keine plausiblen Belege, dass so ein Plan tatsächlich existierte. Indem die Verantwortung für den Übergang hauptsächlich abtrünnigen Parteiführer:innen zugeschoben wird, geraten zudem die strukturellen Faktoren aus dem Blick, die in der Volksrepublik China und im globalen Kontext eine wichtige Rolle spielten. Der Weg, der in den 1950er-Jahren begann und ursprünglich vielleicht zum Kommunismus führen sollte, geriet zu einem Umweg, auf dem das Land grundlegend verändert und in das kapitalistische Weltsystem integriert wurde. Umweg und Übergang waren weder geplant noch zufällig. Vielmehr waren sie Ergebnis struktureller Elemente und diverser Formen, die das KPCh-Regime in den 1950er- und 1960er-Jahren annahm, sowie sozialer, politischer und wirtschaftlicher Triebkräfte. Diese machten den Übergang zum Kapitalismus in den folgenden Jahrzehnten möglich und wahrscheinlich (wenn auch nicht unvermeidlich).“
  • [Buchvorstellung und Web-Debatte am 3. Dezember 2020] „Chinas kommunistischer Weg in den Kapitalismus“
    Die Geschichte der Volksrepublik China wird gewöhnlich in zwei Phasen aufgeteilt: vor und nach 1978, als die Marktreformen begannen. Eine Konstante blieb allerdings: die Herrschaft der Kommunistischen Partei Chinas. Diese transformierte sich in der Reformphase und nutzte die vom Sozialismus geschaffenen Fundamente für das kapitalistische „Wirtschaftswunder“ ab den 1990er Jahren. Der Kapitalismus hat sich in China nicht trotz oder gegen den Sozialismus herausgeschält, sondern wegen des (bzw. dieses) Sozialismus. Ralf Ruckus stellt sein Ende 2020 erscheinendes Buch „The Communist Road to Capitalism. How Social Unrest and Containment Have pushed China’s (R)evolution since 1949“ vor. Er wird mit uns dem Weg des autoritären Parteiregimes folgen, den Klassenspaltungen, dem (maoistischen) Patriarchat und den sozialen Kampfwellen, von der sozialistischen Zeit bis heute…“ so die Ankündigung (und Livestream) des Vortrags samt Diskussion mit Ralf Ruckus (Berlin) am 3. Dezember 2020 ab 19 Uhr bei You Tube externer Link (samt Angaben zur Anmeldung) als Teil der Veranstaltungsreihe „The Red Thread – Linke Perspektiven aus und auf China“ vom KreV in Leipzig externer Link. Aktueller Bezug ist die kommende Erscheinung des Buches von Ralf Ruckus „The Communist Road to Capitalism. How Social Unrest and Containment Have Pushed China’s (R)evolution since 1949“ (siehe Infos und Bestellung bei PM Press externer Link)
  • Ralf Ruckus: The Communist Road to Capitalism. How Social Unrest and Containment Have Pushed China’s (R)evolution since 1949 (Oakland: PM Press, 2021)
  • Siehe als Leseproben im LabourNet Germany (beide auf Englisch):
  • Siehe auch das Interview von M. Lautréamont mit Ralf Ruckus über Reformen und Repression Chinas Weg in den Kapitalismus am 4.1.2022 im Untergrund-Blättle externer Link: „Der Sozialismus chinesischer Prägung entwickelte sich nach und nach zu einem modernen Kapitalismus“
    „…Weshalb sollten sich europäische Kommunist:innen und Anarchist:innen mit der Geschichte und Gegenwart Chinas auseinandersetzen? [Ralf:] „Vor allem aus zwei Gründen: Erstens, weil die Volksrepublik China in den letzten Jahrzehnten zur zweitgrössten Ökonomie der Welt und zum globalen Zentrum der industriellen Produktion geworden ist. Andere Ökonomien, in Europa und anderen Teilen der Welt, sind über Zulieferketten, Logistik und den globalen Markt eng mit China verbunden. Wirtschaftliche Veränderungen in China, aber auch Kämpfe für höhere Löhne oder die aktuellen Lieferschwierigkeiten haben direkte Auswirkungen auf die Verhältnisse bei uns. Zweitens ist die Geschichte der Volksrepublik China die eines revolutionären Versuchs. Auch wenn manche von uns Form und Richtung des Versuchs kritisch sehen, sollten wir uns die ökonomischen, politischen und sozialen Entwicklungen der letzten Jahrzehnte genau anschauen – vor allem die Dynamik von sozialen Kämpfen von unten und Gegenmassnahmen von oben –, um so für neue revolutionäre Versuche vorbereitet zu sein. (…) Seit Anfang der 2000er Jahre sind die Wanderarbeiter:innen die treibende Kraft sozialer Auseinandersetzungen. Das betrifft Arbeitskämpfe ebenso wie Aktionen gegen ihre Diskriminierung und gewalttätige Ausbrüche gegen behördliche Schikanen und Polizeigewalt. Höhepunkte waren zum Beispiel die von Automobilarbeiter:innen ausgelöste Streikwelle 2010 und die provinzübergreifenden Arbeitskämpfe von Kranfahrer:innen und von LKW-Fahrer:innen 2018. Auch heute kommt es weiterhin zu Arbeitskämpfen von Wanderarbeiter:innen, trotz der verschärften Repression gegen Aktivist:innen, zum Beispiel zu solchen von Kurierfahrer:innen. (…)Ob und wie sich eine Bewegung von unten entwickeln kann, welche aus den Erfahrungen der gescheiterten Revolution in China lernen und eine soziale Umwälzung bewerkstelligen kann, muss sich erst noch herausstellen. Wenn ein neuer revolutionärer Versuch Erfolg haben will, muss er sicherlich Antworten finden sowohl auf die Frage nach sozialer Gleichheit als auch die nach politischer Ermächtigung und Teilhabe. Es gilt zu verhindern, dass sich wieder eine sozialistische Kaderklasse und eine autoritäre Staatlichkeit herausbildet, dass das Patriarchat lediglich abgefedert und neu konfiguriert, aber nicht abgeschafft wird, und dass neue soziale Ausgrenzungen entstehen, wie die von Bauern und Bäuerinnen oder Migrant:innen. Die oppositionelle Linke in China könnte eine Rolle spielen, muss derzeit jedoch den Ball flachhalten. In den letzten Jahren hat es viele Verhaftungen gegeben, linke Zirkel wurden bedroht und aufgelöst oder haben sich zurückgezogen. Wir können nur hoffen, dass sie sich in Zukunft wieder mehr Räume erkämpfen können. Bis dahin brauchen sie vor allem Solidarität, und Linke in anderen Ländern sollten dafür sorgen, dass linke oppositionelle Stimmen aus China weiter Gehör finden…“

Siehe u.a. von Ralf Ruckus auch:

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=196680
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