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Nach dem Massaker von Sagay an den Zuckerrohrarbeitern und LandbesetzerInnen: Die Polizei der Philippinen weiß noch nichts. Außer, dass es nicht Großgrundbesitzer waren und auch nicht die Armee…
Es war eine Landbesetzung der etwas anderen Art – mit vorläufigem Einverständnis des Pächters – die da in der Region Sagay auf der Insel Negros von der Gewerkschaft der Zuckerrohr-Arbeiter organisiert worden war. Tödlich war sie dennoch: Am Abend des 20. Oktober 2018 wurden die BesetzerInnen in ihrem Camp von einer Gruppe schwerbewaffneter Männer überfallen. 9 Menschen starben in der Hacienda Nene, darunter auch Frauen und Jugendliche. Wahrlich nicht der erste Fall eines mörderischen Überfalls auf LandbesetzerInnen auf den Philippinen – und schon gar nicht auf der Insel Negros, einem der Zentren des Kampfes um Land. Die Nationale Föderation der Zuckerarbeiter NFSW betonte denn auch in ihrem ersten Statement, dies sei ein weiterer Versuch, den Kampf für eine wirkliche Agrarreform zu unterdrücken. Der Bauernverband Kilusang Magbubukid ng Pilipinas hat seit der Amtsübernahme von Präsident Duterte insgesamt die Ermordung von 172 Kleinbauern und Landlosen dokumentiert – wobei alleine 44 dieser Verbrechen auf der Insel Negros stattfanden. Die polizeiliche „Aufklärung“ besteht bisher vor allem darin, alle möglichen Verdächtigen zu handeln: Zuerst kommunistische Guerillas, dann rivalisierende Kleinbauern, auf keinen Fall aber Großgrundbesitzer (von denen sehr viele kleinere Privatarmeen unterhalten). Nach den Morden und erst recht nach dieser Haltung der Polizei hat sich eine wachsende Solidaritätsbewegung formiert, die unter der Losung „Gerechtigkeit für die 9 von Sagay“ in der Öffentlichkeit mobilisiert. Zu den Morden und der Solidaritätsbewegung einige aktuelle Beiträge:
- „Blutbad in Sagay City – 9 Zuckerrohrarbeiter bei Überfall getötet“ am 21. Oktober 2018 im Philippinen Magazin berichtet: „Neun Zuckerrohrarbeiter wurden getötet, als 40 bewaffnete Männer am Samstagabend, 20. Oktober 2018 auf einer Farm in Sagay City, Negros Occidental, das Feuer auf sie eröffneten. Senior Supt. Rodolfo Castil, der Polizeidirektor von Negros Occidental, sagte, die Opfer, alle Mitglieder der Nationalen Föderation der Zuckerrohrarbeiter, seien in der Hacienda Nene in Purok Firetree, Barangay Bulanon, getötet worden…“
- „Protestiert gegen das Massaker an Zuckerrohrarbeiterinnen und -arbeitern!“ am 23. Oktober 2018 bei den Rote Fahne News ruft zur Solidarität auf: „Brigadegeneral Eliezer Lasanes von der philippinischen Armee (AFP) behauptete am 20. April, dass es sich bei den Kultivierungsgebieten in Wirklichkeit um kommunale Bauernhöfe der Neuen Volksarmee (NPA) handle. Damit ordnet sich dieser Terror in die antikommunistische Hetze von einem angeblich geplanten Putsch der Kommunistischen Partei der Philippinen (CPP), zusammen mit Teilen der bürgerlichen Liberalen Partei und Teilen des Militärs („Roter Oktober Putsch“) ein…“ und ruft zu Solidaritätsbekundungen an die UMA auf: „UMA ist die landesweite fortschrittliche Organisation der Gewerkschaften, Zusammenschlüsse und Föderationen der landwirtschaftlichen Arbeiter/innen in den Philippinen. Sie arbeitet eng zusammen mit der kämpferischen Bauernbewegung KMP, der fortschrittlichen Gewerkschaft KMU und anderen Organisationen, die in der breiten Dachorganisation von Bayan zusammengeschlossen sind…“
- „9 farmers killed, 3 wounded in Sagay massacre“ von Janess Ann J. Ellao am 21. Oktober 2018 bei Bulatlat ist der kurze Bericht über die Morde am Vorabend, worin informiert wird, dass neben den 9 Todesopfern des Überfalls auch noch drei Verletzte Opfer wurden. Diese Landbesetzung, so wird darin unterstrichen, sei Teil der Bewegung gewesen, die nicht genutzte Ländereien in selbstorganisierte produktive Zentren überführt.
- „No whitewash in Sagay massacre probe, various groups urge“ von Anne Marxze Umil am 22. Oktober 2018 ebenfalls bei Bulatlat ist einen Tag später bereits ein Artikel, in dem nicht nur die Vorgehensweise der Polizei kritisiert wird, sondern auch berichtet, dass dieser Vorwurf, die Polizei führe keine wirklichen Ermittlungen durch, von einer ganzen Reihe von Gruppierungen bereits erhoben werde, die auch entsprechende Anstrengungen machten, zu mobilisieren. Sowohl die Verbände der Kleinbauern, als auch verschiedene Menschenrechtsgruppen weisen vor allem darauf hin, dass die in der Region stationierte Armee-Einheit ganz offiziell die LandbesetzerInnen als öffentlichen Arm der Guerilla-Armee bewerte…
- „Massacre crushed long-time hacienda workers’ dream for son“ von Inday Espina-Varona am 22. Oktober 2018 bei den ABBN-CBS News ist ein Bericht über die Morde, in dem einerseits einige der Opfer vorgestellt werden und ihre Träume über eine gemeinschaftliche Existenz, andrerseits aber auch darüber informiert wird, dass es bezüglich gerade dieser Besetzung durchaus seit längerer Zeit eine zunehmend schärfere Auseinandersetzung mit den zuständigen Behörden der Agrarreform gegeben habe.
- „Katarungan sa mga magsasaka ng Sagay!“ am 23. Oktober 2018 beim Gewerkschaftsbund KMU (Facebook) ist ein kurzer (Foto)Bericht über eine der zahlreichen Solidaritätsaktionen mit den LandbesetzerInnen von Sagay, die, wie die anderen Aktionen auch, Gerechtigkeit für die 9 von Sagay einforderte.