[Sea-Eye] So wollen Flüchtlingshelfer weiter retten – trotz Blockade: „Derzeit haben wir ordentlich Rückenwind.“
Interview von Steffen Lüdke vom 9. August 2018 bei bento mit Gorden Isler von der privaten Rettungsorganisation „Sea-Eye“ über die schwierige Situation der Retter: „Unser Schiff „Sea Eye“ haben wir im März bis auf weiteres außer Dienst gesetzt. Uns fehlte es an Crewmitgliedern und vor allem hatten wir Anfang des Jahres nicht genug Spenden, um zwei Schiffe das gesamte Jahr über zu betreiben.“ Und euer anderes Schiff, die „Seefuchs“?: „Die liegt im Hafen von Valleta, in Malta, und darf nicht auslaufen. Der italienische Verkehrsminister hatte auf Twitter geschrieben, dass es Zweifel am Status der Schiffe „Lifeline“ und „Seefuchs“ gibt. Daraufhin haben wir beim zuständigen niederländischen Wirtschaftsministerium angefragt, weil wir unter niederländischer Flagge fahren. Drei Tage später bekamen wir eine Antwort: Angeblich würden unsere Papiere plötzlich nicht mehr ausreichen, um zu beweisen, dass wir die niederländische Flagge tragen dürfen. Zu diesem Zeitpunkt waren wir auf Mission. Wir mussten sofort umkehren, weil wir ab diesem Moment flaggenlos und damit schutzlos waren. (…) Seit die neue italienische Regierung an der Macht ist, sind unglaublich viele Maßnahmen ergriffen worden, um uns Hilfsorganisationen zu bekämpfen. Außerdem fallen seitdem wütende italienische Bürger über uns her und beleidigen uns auf Social Media. Das ist das Ergebnis einer massiven Verleumdungskampagne. Den Leuten wird erzählt, dass wir dafür verantwortlich seien, dass Menschen überhaupt fliehen. Das ist natürlich Quatsch…“ Siehe dazu:
- Sea-Eye wird weiter blockiert – Folgemission muss abgesagt werden
„Die Blockade der „Professor Albrecht Penck“ dauert nun bereits seit zehn Tagen an. Sie zieht unweigerlich Konsequenzen unterschiedlicher Dimensionen nach sich. So musste sich der Verein am Montagabend dazu entscheiden, die Folgemission abzusagen. Die „Professor“ wird dadurch mindestens drei Wochen im Einsatzgebiet fehlen. 17 Menschen, darunter eine Frau und 2 Kinder, wurden am 29.12.18 in internationalen Gewässern vor Libyen gerettet; die Bundesregierung attestierte Sea-Eye und der Crew des Schiffes am 02.01. „rechtlich konformes Handeln“; Crew beantragt Versorgungsgütertransport für Dienstag; Folgemission muss aufgrund der andauernden Blockade abgesagt werden. Der Rationierung der Trink- und Brauchwasservorräte folgte am Montagabend der Antrag um Erlaubnis, einen Versorgungsgütertransport zur „Professor“ durchführen zu dürfen. Für Dienstag sollen Lebensmittel und Trinkwasservorräte zum Schiff transportiert werden. Die Erlaubnis der maltesischen Hafenbehörde steht bisher aus. (…) Für die kommenden Wochen wird die „Professor Albrecht Penck“ sicher in der Such- und Rettungszone vor Libyen fehlen. Die aktuelle Blockade macht die Planung der Folgemission unmöglich. Die ehrenamtliche Crew wird indes gebeten dennoch anzureisen, um das Schiff für einen weiteren Einsatz vorzubereiten. Auf Malta soll das Schiff außerdem einen neuen Namen bekommen, und der Heimathafen soll von Stralsund nach Hamburg verlegt werden…“ Meldung vom 8.1.19 von und bei Sea-Eye e.V. , siehe zum Hintergrund auch unser Dossier: Projekt Sea-Watch: Nicht länger tatenlos zusehen, wie Menschen im Mittelmeer sterben
- Seeleute gesucht! Hilfsorganisation Sea-Eye setzt Missionen fort
„Die Hilfsorganisation Sea-Eye hat von Frühjahr 2016 bis Juni 2018 nach eigenen Angaben mehr als 14.000 Menschen vor dem Ertrinken gerettet. Dann legte die neue italienische Regierung die Schiffe aller Hilfsorganisationen in den Häfen fest. Die Schiffe wurden ohne Landeerlaubnis blockiert, ausgeflaggt oder beschlagnahmt. Für die Retter eine unerträgliche Situation: das Sterben im Mittelmeer geht weiter. Und sie konnten nichts tun. Weltweite Schlagzeilen machte der Fall der “Aquarius”, die mit 629 zum Teil traumatisierten Flüchtlingen über das Meer irrte, weil Italiens rechtsgerichtete Regierung die Einfahrt in die Häfen verbot. Die „Seefuchs“ von Sea-Eye liegt seit Monaten in Malta an der Pier. Doch die Retter von Sea Eye ließen nicht locker. Durch Spenden gelang es ihnen, in Rostock ein Schiff namens „Professor Albrecht Penck“ zu kaufen. Ein ehemaliges Forschungsschiff, 39 Meter lang, das nun mit einer provisorischen Besatzung auf dem Weg ins Mittelmeer ist. Es fährt unter deutscher Flagge mit deutscher Zulassung…“ Beitrag vom 5. Dezember 2018 bei Ankerherz , siehe auch:- Private Seenotrettung: Die „Sea-Eye 2“ ist in See gestochen
„Die Regensburger Organisation Sea-Eye hat bereits mehr als 14 000 Flüchtlinge vor dem Ertrinken im Mittelmeer bewahrt. Bis Malta ihr Schiff im Hafen von Valletta festhielt. Dank Spenden kann nun erneut eine Mission starten…“ Artikel von Andreas Glas vom 5. Dezember 2018 bei der Süddeutschen Zeitung online
- Private Seenotrettung: Die „Sea-Eye 2“ ist in See gestochen