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Auf den eintägigen Proteststreik der Basisgewerkschaft der portugiesischen Docker reagieren die Hafengesellschaften mit der Aufkündigung der letzten Tarifvereinbarung: Überstunden-Boykott angekündigt
Der eintägige Proteststreik für Gewerkschaftsfreiheit, den die Gewerkschaft SEAL wegen der Verfolgung ihrer Organisationen vor allem in zwei Häfen ausgerufen hatte, wurde massiv befolgt – sowohl nach Auskunft der Gewerkschaft selbst, als auch entsprechend dem Wehklagen der Hafengesellschaften und der Berichterstattung in bürgerlichen Medien. Die einzige Stimme, die dies anzweifelte, war die Föderation der Dockergewerkschaften in der UGT, die in eben diesen beiden Häfen noch vorhanden ist, und dort nicht nur alles in Ordnung findet, sondern auch behauptete, es sei außer in Lissabon gar nicht gestreikt worden. Ihre in der Tat prekäre Situation ist auf eben diese zurück zu führen: Die SEAL ist die wichtigste Gewerkschaft der Häfen geworden, eben weil sie den prinzipiellen Kampf gegen Zeit- und Leiharbeit auf ihre Fahnen geschrieben hat, während die Föderation diese mitgestalten wollte und will. Die Reaktion der Hafengesellschaften jedenfalls war nicht so, als ob gar nichts stattgefunden hätte. Ihr Unternehmerverband kündigte ein erst im Juni abgeschlossenes Tarifabkommen mit der SEAL wieder auf – woraufhin diese, den Gesetzen entsprechend, ab 13. August einen vierwöchigen Überstundenboykott beschloss. Siehe zur Auseinandersetzung in den portugiesischen Häfen vier aktuelle Beiträge – und den Hinweis auf unseren damaligen Beitrag zur Gründung der SEAL:
- „Estivadores param em vários portos nacionais“ am 27. Juli 2018 bei RTP Antena 1 war die Meldung über den Dockerstreik, der vor allem in den Häfen von Lissabon, Setúbal und Figueira da Foz die Arbeit zum völligen Stillstand brachte – jene Häfen, die „Hochburgen“ der SEAL sind, mit jeweiligen Organisationsgraden zwischen 70 und nahe der 100%. Der Proteststreik galt den Einschränkungen der Gewerkschaftsfreiheit in zwei Häfen – und wurde, wie erwähnt, von den Hafengesellschaften mit der Aufkündigung des im Juni 2018 unterzeichneten Tarifabkommens beantwortet.
- „Adesão massiva à greve dos estivadores contra práticas anti-sindicais“ am 27. Juli 2018 im Esquerda.net ist ein Bericht über den erfolgreichen Streiktag der SEAL in Lissabon, wo sich alle rund 600 Gewerkschaftsmitglieder am Streik beteiligten, was etwa 70% der Belegschaft entspricht. In dem Bericht wird auch ein Sprecher der Gewerkschaft zitiert, der als Antwort auf die Kündigung des Tarifabkommens den Beschluss berichtete, zwischen dem 13. August und dem 10. September 2018 keinerlei Überstunden zu leisten.
- „Toda a Solidariedade com a Greve de Estivadores!“ am 27. Juli 2018 bei der MAS ist ein Solidaritäts-Aufruf zum Dockerstreik, der hier als eines von vielen möglichen Beispielen steht, für die Haltung linker Gruppierungen verschiedener Strömungen, die diesen Streik unterstützten, wie es auch der Gewerkschaftsbund CGTP-Intersindical tat – im Gegensatz natürlich zur UGT – obwohl die SEAL keiner Föderation angehört.
- „Federação Nacional dos Sindicatos de Trabalhadores Portuários desmente efeitos da greve do SEAL“ von Erica Franco am 27. Juli 2018 bei Noticias ist ein Beitrag über die Erklärung der Föderation der Hafengewerkschaften in der UGT, die abstritt, dass der Streikaufruf außerhalb Lissabons befolgt worden sei. Was, so die einst starke Gewerkschaftsföderation, daran liege, dass es in den beiden Häfen die von der SEAL behauptete Verfolgung gewerkschaftlicher Tätigkeit nicht gebe. Für die Föderationsgewerkschaften jedenfalls, so wird in der Erklärung unterstrichen, bestünden in beiden Häfen „normale und demokratische“ Verhältnisse…
- Siehe dazu auch: „Erfolgreicher Streiktag der neugegründeten Gewerkschaft der Häfen und Logistik Portugals – illegale Versuche, Streikende durch Leiharbeiter zu ersetzen sind gescheitert“ am 14. Juli 2017 im LabourNet Germany