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Erdogan-Fans in der IG Metall zum Austritt aufgerufen: Streikbrecher aus Überzeugung

Plakat der US-Hafenarbeitergewerkschaft gegen StreikbrecherMitten in der Tarif-Auseinandersetzung zum Gewerkschaftsaustritt aufrufen, weil man keine Kritik am Führer dulden mag: Seltsame Demokraten sind in dem Erdogan-Fan-Verein namens ADD versammelt. Jetzt gibt es eine Gegenerklärung dazu. Die Erklärung „Wir lassen uns nicht gegeneinander ausspielen und bleiben Gewerkschaftsmitglied!“ am 01. Februar 2018 von und bei der DIDF externer Link unterstreicht unter anderem: „Die AKP-nahe Allianz Deutscher Demokraten (ADD) hat die Türkei-stämmigen Arbeiter zum Austritt aus der IG Metall aufgerufen. Als Begründung dafür führt sie die Einladung der Linke-Bundestagsabgeordneten Sevim Dağdelen als Rednerin auf einer Gewerkschaftsveranstaltung ein. Die IG Metall führt derzeit von Warnstreiks begleitete Tarifverhandlungen und für ihre 4 Mio. Mitglieder. Da dürfte der gewählte Zeitpunkt dieser Kampagne alles andere als purer Zufall sein. Unseres Erachtens steht eine Veranstaltung, in der die aktuelle Situation in der Türkei thematisiert und aus der Sicht unserer Kollegen dort behandelt wird, völlig im Rahmen von gewerkschaftlichen Aktivitäten. Sie ist weder Ausdruck einer angeblichen Feindseligkeit gegenüber der Türkei, noch ist die geladene Referentin Türkei-feindlich eingestellt. Die Solidarität mit unseren Kolleginnen und Kollegen in der Türkei liegt auch im Interesse der Beschäftigten in Deutschland. Die Tatsache, dass die Metallarbeiter sich in beiden Ländern mitten in Tarifverhandlungen für bessere Arbeits- und Lebensbedingungen befinden, macht diese Solidarität umso wichtiger. Mit ihrer repressiven und provokativen Haltung legt die ADD offen, was sie von Meinungs- und Redefreiheit hält – nämlich gar nichts. So wie alle anderen Kollegen haben auch die aus der Türkei stammenden Arbeiter am eigenen Leib erfahren, dass Gewerkschaften die wichtigsten Organisationen für sie sind…” Siehe dazu auch die ursprüngliche Meldung über den Aufruf zum Gewerkschaftsaustritt  – und auch ein Beispiel dafür, wie das in Erdogan-nahen Publikationen „verkauft“ wird…

  • „Erdogan-Unterstützer rufen zu IG-Metall-Austritt auf“ von Lars Wienand am 24. Januar 2018 bei T-Online externer Link ist die Meldung über den Vorgang aus der letzten Woche, worin berichtet wird „Eigentlich ist die IG Metall mit Warnstreiks und Tarifkonflikt derzeit voll ausgelastet. Die Gewerkschaft findet sich nun aber auch mitten im hochgeputschten Streit um die türkische Offensive in der kurdisch dominierten Region Afrin in Syrien wieder. In sozialen Netzwerken hagelt es Kritik und Austrittsdrohungen, nachdem Funktionäre der deutschen Kleinpartei AD dazu aufgerufen haben. Die AD steht der türkischen Regierungspartei AKP von Recep Tayyip Erdogan nahe. Auslöser ist, dass Sevim Dagdelen, Fraktionsvize der Linken im Bundestag, einen Vortrag „Für eine wirkliche Neuausrichtung der deutschen Türkei-Politik“ halten durfte. Eingeladen hatte der von Kurden dominierte Ortsmigrantenausschuss in Salzgitter. Ein AD-Funktionär nennt die Kampagne gegen die Gewerkschaft in einem Tweet offen eine „politische Erziehungsmaßnahme““.
  • „AD-Demokraten verurteilen IG-Metall“ am 24. Januar 2018 bei Turkish Press externer Link ist ausgesprochen lesenswert, weil es ein reichlich verunglückter Beitrag ist, worin eifrig, aber erfolglos versucht wird, den Sachverhalt der Intoleranz umzudrehen, und herausposaunt: „In der Stellungnahme heißt es weiter, dass die von der IG-Metall eingeladene Sevim Dagdelen lediglich eigene Interessen vertritt und dabei vornehmlich Türkei- und Erdogan-Themen anspricht und diese auch als politische Willensäußerung versteht, so lange diese Interessen nicht konterkarriert werden. Denn dann, so die AD-Demokraten, wenn man dem widerspreche, höre die Meinungsfreiheit bei Sevim Dagdelen auf, weshalb sie so „heuchlerisch“ sei.  Die AD-Demokraten fordern in der Stellungnahme alle türkischen Beitragszahler der IG-Metall auf, ihre Mitgliedschaft aufgrund des Sachverhalts zu kündigen und haben hierfür auch einen vorformulierten Text zur Verfügung gestellt. Das vorformulierte Text wurde bereits mehrmals heruntergeladen und auch verwendet. In sozialen Netzwerken wie Facebook haben Türken nach dem Ausfüllen und Abschicken der Kündigung, das Schreiben veröffentlicht und legen anderen nahe, das gleiche zu tun. Dagdelen ist in der türkischen Community in Deutschland extrem unbeliebt, vor allem wegen ihrer Affinität zur Terrororganisation PKK“.
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=127464
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