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Südafrikanische Bergarbeitergewerkschaft für Kohleausstieg
Nicht jede Gewerkschaft muss bei der Verteidigung ihres Unternehmens und der Arbeitsplätze um den Titel „Weltpeinlichkeit des Monats“ in Wettbewerb treten. Was lange und ungute Tradition – nicht nur in der BRD – hat, gibt es zwar auch heute noch ständig. Für Waffenproduktion, Atomkraftwerke, irrsinnige Bauten und heutzutage eben auch nicht zuletzt Weiterbetrieb von Kohlekraftwerken einzutreten (ohne Debatten in der Belegschaft zu organisieren und schon gar nicht irgendwelche Produktionsveränderungen anvisierend) ist verbreitet – unter den ebenso wenig klugen wie falschen Schlagworten von Standortsicherung und Verteidigung der Arbeitsplätze. Aber es gibt auch immer wieder Ausnahmen – wie etwa Panamas Bauarbeitergewerkschaft, die sich gegen den Kanalbau aussprach. So jetzt die südafrikanische Bergarbeitergewerkschaft AMCU, deren Vorsitzender in einem Beitrag im Rahmen einer breiten Debatte über einen Bericht, der die Auswirkung der Kohlewirtschaft auf Südafrika untersuchte, eben diese Position vertrat, dass es im Interesse der arbeitenden Menschen sei, den Ausstieg aus der Kohle zu betreiben. Der Artikel „Op-Ed: A just transition from climate change and unemployment – a trade union perspective“ von Joseph Mathunjwa am 07. November 2017 beim Daily Maverick hat nicht ohne Grund – und nicht nur in Südafrika – enorme breite Rezeption erfahren. (In dem Beitrag auch ein Link zu dem Bericht, um den sich die ganze Debatte dreht, in deren Rahmen auch noch eine ganze Reihe weiterer Beiträge veröffentlicht wurden). Siehe dazu auch eine kurze deutsche Zusammenfassung des Textes:
Ein gewerkschaftlicher Standpunkt zu einer gerechten Entwicklung,
weg von Klimaänderung und Erwerbslosigkeit
Mathunjwa skizziert einleitend die Situation in Südafrika, mit massiver Erwerbslosigkeit, die in diesem Land, mehr noch als in vielen anderen, direkt Armut bedeute, echte Armut mit Kampf ums Überleben. Von Menschen die – millionenfach – mit 15 Rand am Tag leben müssen.
Die AMCU, so führt er weiter aus, sei eine Gewerkschaft von Bergarbeitern und Bauarbeitern. Und diese, vor die Wahl gestellt, würden „lieber den langen Weg in die Katstrophe“ wählen, also die Klimakatastrophe, als den kurzen Weg, das Verhungern. Andererseits, darauf weist er ausdrücklich hin, hätten gerade Bauarbeiter und Bergarbeiter besonders intensive Beziehungen zum ländlichen Raum, von wo sie oftmals auszogen, ihren Lebensunterhalt zu verdienen, wobei die Familien zurück blieben. Sie haben also die Auswirkungen des Klimawandels konkret miterlebt und niemand kann ihnen sagen, den gäbe es nicht, oder er wäre nicht so schlimm.
Aus diesen Gründen habe seine Gewerkschaft gute Ausgangspositionen, um eine Debatte über die nötigen und möglichen Reaktionen auf Erwerbslosigkeit und Klimaänderung ergebnisorientiert zu führen. Und wenn der Bericht des AIDC (das Dokument, um den sich die ganze Debatte im Daily Maverick dreht, von der dieser Beitrag nur ein Teil ist) festhalte, dass in alternativen Energien und dazu gehörenden Dienstleistungen Potenzial für viele neue Arbeitsplätze und gute Arbeitsbedingungen liege, dann sei es eben keine Überraschung, dass die Gewerkschaft unter solchen Bedingungen für eine grundlegende Veränderung der Energiepolitik eintrete. Zumal die Jobs in Bergwerken und auf Baustellen nicht die schönsten seien.
Dies könne nur auf dem Wege politischer Entscheidungen erreicht werden, so unterstreicht er abschließend. Von Seiten von Regierung, Unternehmen und Gewerkschaften – und unter Überwindung all jener Kräfte, die einem solchen Prozess entgegenstehen.