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Santiago Maldonado im Süden Argentiniens tot aufgefunden: „Das einzige, was wir sicher wissen ist, dass der Staat Verantwortung trägt“
Das war die Familie, die den im Laufe der Woche aufgefundenen entstellten toten Körper anhand seiner Tätowierungen identifizierte. Hatte es schon in den letzten Tagen breite Proteste gegeben, so steigerten sich diese quer durchs Land nach Bekanntwerden dieser Nachricht. Am Wochenende, 21./22.Oktober 2017 haben in zahlreichen Städten Argentiniens weitere Proteste stattgefunden. Die argentinische Regierung, die in Verteidigung der Privatübernahme indigener Ländereien schon alle Register von Repression und Demagogie gezogen hatte, setzte diesen Kurs fort, indem sie – offensichtlich wahrheitswidrig – sofort behauptete, man habe der Familie kondoliert und Aufklärung zugesichert. Was Angehörige als Erfindung bezeichneten. Gegenstand der Auseinandersetzung wird zunehmend zudem die Tatsache, dass auch Argentinien zu jenen Ländern gehört, in denen der geplante Übergang von Diktatur zu bürgerlicher Demokratie vollzogen wurde, ohne irgendwelche Schritte im Staatsapparat – und hierbei aktuell natürlich insbesondere in der Polizei – zu unternehmen diesen, was immer es dann auch bedeuten mag, zu demokratisieren… Siehe dazu aktuelle Beiträge auch zu Protesten und der Kritik an der Regierung Macri:
- „La familia confirmó que el cuerpo pertenece a Santiago Maldonado: el Estado es responsable“ am 20. Oktober 2017 bei der Red Nacional de Medios Alternativos ist ein Bericht über die Bestätigung der Identität des Opfers, dessen Auffindung erneut ein Thema geworden ist: Gefunden am Ufer eines kleinen Flusses unweit der Stelle, an der er „verschwunden“ war, in einem Gebiet, das bereits drei Mal von enormen Polizeiaufgeboten durchsucht worden war, ohne ihn aufzufinden. Was allseits die Vermutung auslöste, es handele sich dabei erneut um einen Fall, in dem ein Leichnam möglichst passend plaziert wird, um die offizielle Variante (er habe sich vermutlich ertränkt) zu stützen.
- „Offenbar Leiche des argentinischen Aktivisten Santiago Maldonado gefunden“ am 19. Oktober 2017 bei der Deutschen Welle ist eine Meldung über den Fund – vor der Bestätigung seiner Identität durch die Familie – in der zusammen gefasst wird: „Der Fall brachte auch die Regierung von Präsident Mauricio Macri in Bedrängnis. Die Familie und Menschenrechtsorganisationen machten die Grenzschutzpolizei für das Verschwinden verantwortlich. In den vergangenen Wochen gab es landesweit zahlreiche Solidaritätskundgebungen für Maldonado und gegen die Gewalt der Sicherheitsbehörden. Der Leichnam wurde am Dienstag im Fluss Chubut gefunden, nur wenige hundert Meter entfernt von dem Ort, an dem die Behörden gegen die Landbesetzer vorgegangen waren. Der Fluss war zuvor mehrfach von Tauchern abgesucht worden. Der Fall wurde der Staatsanwaltschaft übergeben, die auch eine forensische Untersuchung anforderte. Ermittler und Mitglieder von Maldonados Familie erklärten, dass bei der Leiche ein Ausweis des Aktivisten und eine Jacke, die dieser vor seinem Verschwinden getragen hatte, gefunden worden seien. Allerdings habe die Familie den Toten noch nicht identifiziert“. Im weiteren wird darin auch die Situation der Mapuche in Argentinien und Chile skizziert, sowie die Übernahme ihrer Ländereien durch Investoren angedeutet, die den Kern der aktuellen Auseinandersetzung ausmacht.
- „Santiago Maldonado: La persecución y la muerte“ von Raul Kollmann am 22. Oktober 2017 bei LaHaine ist ein Beitrag, der die bisherigen Ergebnisse der Untersuchung der Todesumstände skizziert, die darauf hindeuten, dass Nichtschwimmer Maldonado vor schießenden Polizisten in den Fluss gesprungen ist – oder aber dort hinein getrieben wurde…
- „Concentraciones por justicia por Santiago Maldonado“ am 20. Oktober 2017 bei argentina indymedia ist ein erster Bericht über Proteste am Tage, mit zahlreichen Fotos aus mehreren argentinischen Städten.
- „La Gendarmería reprimió una marcha en El Bolson“ am 19. Oktober 2017 bei AnRed ist ein Meldung über einen massiven Polizeieinsatz gegen eine Protestaktion nach der Identifizierung, wobei mit Tränengas und Gummigeschossen gegen DemonstrantInnen vorgegangen wurde – das „Echo“ auf diesen Terrorakt war eindeutig und machte deutlich, dass viele Menschen im Lande davon ausgehen, dass die Polizei guten Grund hat, diesen Protesten so entgegen zu treten…
- „Sergio Maldonado: “Macri y Garavano son muy perversos e hipócritas”“ am 20. Oktober 2017 bei La Izquierda Diario ist ein Bericht über die Reaktion des Bruders des Getöten auf die Behauptungen der Regierung, sie habe der Familie Beileid und Unterstützung zugesagt, was er rundweg abstreitet.
- Toter Aktivist: Argentinier fordern Aufklärung im Fall Maldonado. Demonstranten machten die Polizei und die Regierung für den Tod des Mannes verantwortlich
„Nach dem Tod des Menschenrechtsaktivisten Santiago Maldonado in Argentinien haben tausende Menschen in Buenos Aires demonstriert und von der Regierung die Aufklärung der Todesumstände gefordert. Rund 10.000 Demonstranten versammelten sich auf der Plaza de Mayo im Zentrum der argentinischen Hauptstadt und verlangten den Rücktritt der für die Sicherheitsbehörden zuständigen Ministerin Patricia Bullrich. „Santiago wurde von der Polizei getötet“, riefen die Demonstranten in Sprechchören… Artikel vom 22. Oktober 2017 bei derstandard.at
- Siehe dazu zuletzt: „Die argentinische Regierung kommt wegen des “Verschwindens” von Santiago Maldonado unter großen Druck: Und versucht es mit Polizeigewalt…“ am 11. September 2017 im LabourNet Germany