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VW Poznań: Sie entlassen uns – wir gründen eine neue Gewerkschaft!
Dossier
„In der vergangenen Woche hat die Gewerkschaft OZZ Inicjatywa Pracownicza [Arbeiterinitiative] im VW-Werk in Poznań eine Betriebsgruppe gegründet. Gleichzeitig wurde drei Arbeitern gekündigt, einem davon disziplinarisch. Begründet wurden die Entlassungen damit, dass sie bei Facebook geschrieben hatten, angesichts der immer schlechteren Arbeitsbedingungen müsste eine Gewerkschaft gegründet werden. Offiziell betrachtet VW das als üble Nachrede gegen den Konzern. In Wirklichkeit ging es darum zu verhindern, dass im Betrieb eine Organisation entsteht, die tatsächlich die Interessen der Belegschaft vertritt. Bis jetzt hatte die Gewerkschaft NSZZ Solidarność hier ein Monopol. Dank der Entschlossenheit der Beschäftigten bei VW gelang es letztlich, eine neue Betriebskommission [Betriebsgruppe] der Gewerkschaft zu gründen. Die drei Arbeiter, die sich dafür engagiert hatten, sind jedoch immer noch draußen. Ihre Entlassung ist nichts anderes als Repression für den Versuch, sich im Kampf für eine bessere Lebensqualität aller Beschäftigten im Werk zu organisieren…“ Meldung der OZZ Inicjatywa Pracownicza in deutscher Übersetzung vom 15.8.2017 im Volltext, darin auch – neben informativen Übersetzungen aus der polnischen Presse – das Flugblatt an die VW-Beschäftigten und nun auch weitere Neuigkeiten:
- Basis-Gewerkschaft bei VW Poznan wächst
Eine Solidarność-Gewerkschaft, die zwar das eine oder andere Abkommen unterzeichnete – ohne jemals mit irgendjemand aus der Belegschaft darüber zu diskutieren oder auch nur vorab zu informieren: Das war einer der wesentlichen Gründe, warum sich Beschäftigte von VW Poznan inder Inicjatywa Pracownicza organisierten. Was alles die sachlichen Gründe für die wachsende Unzufriedenheit der Betroffenen waren, wird in dem (englischen) Gespräch mit zwei Aktivisten der IP „There are many problems at Volkswagen, but no one talks about them“ am 26. September 2017 bei Ozzip deutlich gemacht. „Viele Probleme – über die niemand redet“ ist die Leitlinie der Tätigkeit, die darauf abzielt, eben diesen Zustand zu ändern. Durch eine Reihe kleinerer Aktionen und verschiedene Debatten ist die Gewerkschaft seit ihrer Gründung auf rund 300 Mitglieder angewachsen – trotz den diversen Drohungen und zahlreichen Maßnahmen der Repression durch die Unternehmensleitung. Besonderen Zulauf hat die Basisgewerkschaft von jüngeren Beschäftigten und den Zeitarbeitern, die nach Auskunft der interviewten Aktivisten rund ein Drittel der polenweit rund 10.000 VW-Beschäftigten ausmachen.
- Der Kampf der VW-ArbeiterInnen in Poznan geht weiter – erste Arbeiterzeitung der neuen Gewerkschaftssektion – Bitte um internationale Kontakte zu VW-Arbeiter_innen
Mittlerweile hat die Sektion einigen Zulauf, und auch ArbeiterInnen aus VW-Subunternehmen wie DHL haben sich ihr angeschlossen. VW reagierte auf die Gründung der IP-Sektion mit der Entlassung einiger Aktivisten. Anfang September wurden vor den vier VW-Standorten in und um Poznań – den Montagewerken in Poznań-Antoninek und Września, der Gießerei in Poznań-Wilda und dem Produktions-, Zulieferer- und Logistikzentrum in Swarzędz – mehr als zweitausend Unterschriften für eine Petition gesammelt, in der die Wiedereinstellung der Entlassenen gefordert wurde. In dieser Woche wird die erste Arbeiterzeitung der neuen Gewerkschaftssektion vor den vier Werken verteilt. Sie heißt „Na pierwszej linii“ (etwa: an vorderster Linie, on the front-line) und enthält mehrere Artikel und Interviews. Hieraus zwei Übersetzungen: Die im ersten Teil der Zeitung dokumentierten Forderungen der IP (und der Solidarność) an VW, und ein Interview mit zwei der entlassenen Arbeitern, in dem sie erklären, warum sie aus der Solidarność raus sind und worum es in ihrem Kampf geht. Siehe die 2 Übersetzungen mit einem Vorwort . Und an die VW-KollegInnen in Wolfsburg, Hannover, Braunschweig, Kassel: Die KollegInnen von der IP im Werk suchen dringend internationale Kontakte zu VW-Arbeiter_innen zum direkten Austausch – wir stellen gerne den Kontakt her!
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VW Poznań: Sie entlassen uns – wir gründen eine neue Gewerkschaft!
In der vergangenen Woche hat die Gewerkschaft OZZ Inicjatywa Pracownicza [Arbeiterinitiative] im VW-Werk in Poznań eine Betriebsgruppe gegründet. Gleichzeitig wurde drei Arbeitern gekündigt, einem davon disziplinarisch. Begründet wurden die Entlassungen damit, dass sie bei Facebook geschrieben hatten, angesichts der immer schlechteren Arbeitsbedingungen müsste eine Gewerkschaft gegründet werden. Offiziell betrachtet VW das als üble Nachrede gegen den Konzern. In Wirklichkeit ging es darum zu verhindern, dass im Betrieb eine Organisation entsteht, die tatsächlich die Interessen der Belegschaft vertritt. Bis jetzt hatte die Gewerkschaft NSZZ Solidarność hier ein Monopol.
Dank der Entschlossenheit der Beschäftigten bei VW gelang es letztlich, eine neue Betriebskommission [Betriebsgruppe] der Gewerkschaft zu gründen. Die drei Arbeiter, die sich dafür engagiert hatten, sind jedoch immer noch draußen. Ihre Entlassung ist nichts anderes als Repression für den Versuch, sich im Kampf für eine bessere Lebensqualität aller Beschäftigten im Werk zu organisieren.
Die Arbeit bei VW ist hart und eintönig. Die Geschäftsführung zwingt die Beschäftigten zu Überstunden, prekäre Leiharbeitsverträge werden jahrelang verlängert, die Löhne sind zu niedrig, Überstundenzuschläge werden mit einjähriger Verspätung ausgezahlt. Vor kurzem wurde im Werk eine 17. Schicht am Samstag eingeführt, und eine weitere, 18. Schicht von Samstag auf Sonntag ist geplant. Vorher gab es jeweils drei Schichten von Montag bis Freitag und eine Schicht am Samstag. Die bisher schon im Werk tätige Gewerkschaft Solidarność hat den zusätzlichen Schichten zugestimmt, was zu Empörung bei einem Teil der Belegschaft geführt hat. Angeblich kämpft die Solidarność gegen Sonntagsarbeit (z.B. im Einzelhandel), aber das Diktat von VW hat sie ohne nennenswerten Widerstand akzeptiert und der Nachtschicht von Samstag auf Sonntag zugestimmt.
Erst vor kurzem haben 70 Prozent der Belegschaft im VW-Werk in der Slowakei für höhere Löhne gestreikt. Nach 6 Tagen Streik gab es dort eine Lohnerhöhung um 13,5 Prozent und eine Einmalzahlung von 500 Euro. Die Beschäftigten im VW-Werk in Poznań wollen nicht tatenlos zusehen, wie die Firma die Arbeitsbedingungen verschärft und gleichzeitig nichts an den miesen Löhnen ändert. Sie haben keine Angst, für ihre Rechte zu kämpfen, und kündigen an, dass sie so wie die Kollegen in der Slowakei für bessere Löhne und Arbeitsbedingungen kämpfen werden.
Am Donnerstag, den 10. August 2017, fand vor der VW-Gießerei in Poznań-Wilda eine Pressekonferenz mit den entlassenen Arbeitern und den offen auftretenden Mitgliedern der neuen Betriebsgruppe statt. Es wurden Flyer mit Informationen über die Gründung der neuen Organisation und die Situation im Betrieb verteilt. Eine Flugblatt-Aktion gab es auch im Werk Poznań-Antoninek. Geplant sind weitere Info-Aktionen in den Werken Swarzędz und Września.
Wenn du der Betriebübergreifenden Kommission der OZZ IP bei VW Poznań beitreten willst oder irgendwelche Fragen hast, melde dich bei Andrzej Sobok (Tel. 504 174 379) oder Przemysław Koterwa (Tel. 534 024 346).
- Polnisches Original: http://ozzip.pl/teksty/informacje/item/2284-zaloga-volkswagena-oni-nas-zwalniaja-a-my-zakladamy-nowy-zwiazek-zawodowy
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Flugblatt an die VW-Beschäftigten
Das Leben eines normalen Arbeiters bei VW ist kein Urlaub. Die Arbeit ist hart und eintönig, die Geschäftsführung zwingt uns zu Überstunden, Leiharbeitsverträge werden jahrelang verlängert, die Löhne sind zu niedrig, um Spaß am Leben zu haben, Überstundenzuschläge werden mit einjähriger Verspätung ausgezahlt. … Zu alledem haben wir auch noch die Solidarność, die fest an der Seite der Geschäftsführung steht. Ihre Leute sieht man nie in den Produktionshallen, denn sie verstecken sich in den Büros. Bei alltäglichen Problemen o.ä. ist von ihnen kaum Hilfe zu erwarten. Vor Kurzem hat die Solidarność der Einführung einer zusätzlichen 18. Schicht zugestimmt, und zwar ohne die Arbeiter zu fragen. Aber wenn die Solidarność nicht den Willen der Arbeiter vertritt, wozu ist sie dann im Betrieb?
Gleichzeitig hat VW drei unserer Kollegen in Antoninek entlassen. Offizielle Gründe waren Posts auf Facebook. Aber wir alle wissen, dass es darum ging zu verhindern, dass im Betrieb eine Gewerkschaft entsteht, die die Interessen der Arbeiter vertritt und nicht die des Chefs. Als Antwort auf die illegale Entlassung unserer Kollegen und die Tatenlosigkeit der Solidarność haben wir am 6. August die Betriebsübergreifende Kommission der VW-Beschäftigten bei der Gewerkschaft Inicjatywa Pracownicza [Arbeiterinitiative] gegründet.
In der neuen Gewerkschaft:
- sind wir unabhängig von der Geschäftsführung; wir wollen weder Posten noch Dienstwagen zur Belohnung für ein gutes Verhältnis zu den Managern,
- kämpfen wir für bessere Löhne und Arbeitsbedingungen für alle Beschäftigten (Festeingestellte und Leiharbeiter_innen);
- in unserer Organisation hat jeder Arbeiter und jede Arbeiterin die gleiche Stimme, wir kämpfen für ein besseres Leben für uns alle, nicht für die Gewerkschaftsbürokratie.
Wenn du nicht mehr für einen Hundelohn bis zum letzten Schweißtropfen ausgequetscht werden willst, genug von korrupten Gewerkschaftern und der Arroganz der Chefs hast und kein 18-Schicht-System willst, tritt der Inicjatywa Pracownicza bei. In der IP organisieren sich Festeingestellte und Leiharbeiter_innen, Mitglieder anderer Gewerkschaften und bisher Unorganisierte aus den Werken in Antoninek, Września, Swarzędz und der Gießerei.
Allein haben wir keine Chance gegen die Geschäftsführung. Gemeinsam sind wir stärker!
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Übersetzungen aus der polnischen Presse
Solidarność hat nicht vor, von VW entlassene Arbeiter zu verteidigen
Piotr Żytnicki, 11. August 2017
Der Chef der Solidarność bei VW Poznań weist Vorwürfe zurück, seine Gewerkschaft vertrete die Interessen der Geschäftsführung statt die der Belegschaft. Aber er hat nicht vor, sich für drei entlassene Arbeiter zu engagieren.
Volkswagen ist der größte Arbeitgeber in der Region Großpolen, in seinen Werken in Poznań und Września beschäftigt der Konzern über 9.000 Menschen. Bis jetzt gab es in der Firma nur eine Gewerkschaft, nämlich Solidarność mit 7.000 Mitgliedern im Betrieb. Am letzten Sonntag aber wurde bei VW eine Kommission [Betriebsgruppe] einer anderen Gewerkschaft gegründet: der Inicjatywa Pracownicza [Arbeiterinitiative].
Kündigung wegen Kritik
Am Tag zuvor hatte die Firma drei Arbeiter entlassen, die auf Facebook über die Arbeitsbedingungen diskutiert hatten. Sie beschwerten sich über Nachtschichten, Samstagsarbeit, fehlende Zeit für Familie und Freunde, und Druck, an eigentlich freien Tagen zur Arbeit zu kommen. Einer von ihnen, Andrzej Sobok meinte, es sei Zeit, das Monopol der Solidarność zu beenden, und kündigte an: „Wir werden neue Gewerkschaften gründen.“
Nach Auffassung von Sobok war eben diese Ankündigung der Grund, warum er (nach 18 Jahren Arbeit im Betrieb) plötzlich entlassen wurde. Volkswagen gibt aber einen anderen Grund an: Üble Nachrede gegen die Firma in den sozialen Medien. Allerdings sagt die Firma nicht, welche Posts angeblich ihren Ruf geschädigt haben.
Innerhalb von vier Tagen sind schon 700 Beschäftigte der Inicjatywa Pracownicza beigetreten. Przemysław Koterwa, der Chef der neuen Gewerkschaft, kündigte an, für die Wiedereinstellung der Entlassenen zu kämpfen. Weiter sagte er, die Solidarność habe sich kompromittiert.
Piotr Olbryś, der Chef der Solidarność bei VW weist Vorwürfe zurück, seine Gewerkschaft vertrete die Interessen der Geschäftsführung und nicht der Belegschaft. Im Gespräch mit der Wyborcza unterstrich Olbryś, seine Gewerkschaft habe 2015 in Verhandlungen mit der Geschäftsführung eine jährliche Lohnerhöhung für die Beschäftigten erreicht. „Wir haben auch angekündigt, dass wir Mitte dieses Jahres die nächsten Lohnverhandlungen starten. Auf der Belegschaftsversammlung habe ich auch gesagt: Wenn jemand meint, dass wir einen schlechten Job machen, wenn jemand Argumente hat, die wir bei den Verhandlungen vorbringen können, dann soll er sich bitte melden. Niemand hat sich gemeldet“, sagt Olbryś.
Er widerspricht auch der Darstellung, die Solidarność habe einer Schicht in der Nacht von Samstag auf Sonntag zugestimmt. Diesen Vorwurf hatte der Chef der Betriebsgruppe der Inicjatywa Pracownicza erhoben. „Wir haben nur Schichtpläne aufgestellt, laut denen am Samstagnachmittag gearbeitet werden soll“, sagt Olbryś.
Die Solidarność will Sobok und die beiden anderen entlassenen Gewerkschafter nicht verteidigen. „Bei uns hat sich niemand gemeldet und um Hilfe gebeten. Wir haben nicht vor, sie aus eigener Initiative zu verteidigen. Wir hören die Argumente des Arbeitgebers, dass die Entlassungen nichts damit zu tun hatten, dass die Beschäftigten eine Gewerkschaft gründen wollten. Wenn das stimmen würde, wäre ja keine Gewerkschaft gegründet worden. Und schließlich wurde sie gegründet.“
Sie wollten bei VW eine Gewerkschaft gründen. Frühmorgens wurden sie entlassen. Die Gewerkschaft wurde trotzdem gegründet
Piotr Żytnicki, 10. August 2017
Das VW-Werk in Poznań hat einen Arbeiter entlassen, der eine Gewerkschaft gründen wollten. Offizieller Grund: Beleidigung der Firma. Die Gewerkschaft wurde trotzdem gegründet und hat schon 700 Mitglieder.
Volkswagen ist der größte Arbeitgeber in der Region Großpolen, in seinen Werken in Poznań und Września beschäftigt der Konzern über 9.000 Menschen. Bis jetzt gab es in der Firma nur eine Gewerkschaft, nämlich Solidarność mit 7.000 Mitgliedern im Betrieb. Eine Gruppe von Arbeitern beschloss eine neue Gewerkschaft zu gründen.
Es begann mit einer Diskussion auf Facebook, begonnen von Andrzej Sobok, der seit 18 Jahren im Werk in Antoninek bei Poznań arbeitet. „Wir arbeiten Nachtschicht, zwei Schichten am Samstag, Treffen mit der Familie oder mit Freunden können wir vergessen. Wir arbeiten härter, länger und mehr“, schrieb Sobok. Weiter schrieb er, dass Vorgesetzte Beschäftigte anweisen, an Tagen, an denen sie eigentlich frei haben, zur Arbeit zu kommen, und dass Solidarność in Wirklichkeit die Interessen der Geschäftsführung vertritt, nicht die der Beschäftigten.
Schluss mit dem Monopol der Solidarność
Sobok fragte, ob es gut sei, dass es in einer so großen Firma nur eine Gewerkschaft gibt. Es sei höchste Zeit, das Monopol der Solidarność zu beenden. Im nächsten Post schrieb er ganz einfach: „Wir werden neue Gewerkschaften gründen.“
Zwei Tage später hörte Sobok, er sei aus disziplinarischen Gründen entlassen worden, wegen öffentlicher übler Nachrede gegen die Firma. Außer ihm wurden noch zwei weitere Beschäftigte entlassen, die angeblich ebenfalls an der Diskussion im Internet beteiligt waren. Sie waren bei einer Leiharbeitsfirma beschäftigt, daher gab es nicht einmal eine Begründung ihrer Kündigung. Alle wurden am Samstag um etwa 6 Uhr früh entlassen.
„Das war eine Demonstration: Mein Vorgesetzter kam mit einem Werkschützer und sagte, ich solle meine Sachen packen. Es ging um eine Vorführung für die anderen Arbeiter, damit sie stillhalten“, erzählt einer der Entlassenen.
Sie gründen die Arbeiterinitiative
Einen Tag später gründeten Beschäftigte bei VW eine Kommission [Betriebsgruppe] der Gewerkschaft Inicjatywa Pracownicza [Arbeiterinitiative] – innerhalb von vier Tagen sind schon 700 Beschäftigte eingetreten. „Wir werden Lohnerhöhungen, eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen und auch die Wiedereinstellung unserer entlassenen Kollegen fordern“, erzählt Przemysław Koterwa, der Chef der neuen Gewerkschaft.
Dagmara Prystacka, die Pressesprecherin von VW, erklärte, der Grund für die Entlassung der Arbeiter sei nicht die Ankündigung der Gründung einer Gewerkschaft gewesen, sondern „unethische Kommentare in sozialen Medien, die den Ruf der Beschäftigten und des Unternehmens schädigen“. Angeblich enthielten die Kommentare auch „unwahre und verleumderische Informationen“. Wir baten Prystacka, uns die Kommentare zu zeigen, die den Ruf von Volkswagen schädigten. Die Pressesprecherin weigerte sich aus „formalen und Verfahrensgründen“.
In einer uns übersandten Erklärung versichert Prystacka, VW respektiere „die gewerkschaftlichen Rechte und Freiheiten“. Als Beispiel führte sie die Solidarność an, die „seit vielen Jahren im Betrieb aktiv ist und die Mehrheit der Belegschaft vertritt“.
Die radikale Arbeiterinitiative
Przemysław Koterwa meint, die Solidarność habe sich kompromittiert, als sie vor Kurzem einer zusätzlichen Schicht in der Nacht von Samstag auf Sonntag zustimmte: „Sie haben niemanden gefragt.“
Am Donnerstag verteilten IP-Aktivisten vor der VW-Gießerei in Poznań-Wilda nach Schichtende an die Beschäftigten Flugblätter und Beitrittserklärungen.
Die Inicjatywa Pracownicza ist nicht die bekannteste Gewerkschaft in Polen, aber mit Sicherheit eine der radikaleren. Entstanden ist sie in Poznań nach der Entlassung von Arbeitern der Cegielski-Fabrik. Gegründet wurde sie gemeinsam von Poznańer Anarchisten und dem legendären Arbeiter Marcel Szary. Die IP verteidigte u.a. die ausgebeuteten Putzfrauen am Gericht in Poznań und der Poznańer Universität und forderte Lohnerhöhungen für die Beschäftigten der Poznańer Kitas. Auch bei Amazon ist sie aktiv.
Siehe weitere (polnische) Meldungen zu VW auf der Homepage der OZZ Inicjatywa Pracownicza