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[Türkei] Erste Lektion: Solidarität. Selbstorganisation und Protest zwischen Massenentlassungen und Repression
19 „Akademiker*innen für den Frieden“, die wegen Unterzeichnung der Friedenspetition vom Januar von der Kocaeli Universität entlassen wurden, haben beschlossen, ihre eigene, alternative Akademie zu gründen – Eröffnung am heutigen Mittwoch, 28. September 2016, ab 13 Uhr Ortszeit. Zahlreiche Akademiker*innen und NGOs haben ihre Teilnahme zugesagt. Unterdessen geht der Prozess gegen vier der Akademiker*innen für den Frieden, diesmal aus Istanbul, weiter: Sie hatten in einer Presseerklärung nach Einsetzen der Repression gegen die Unterzeichner*innen des Appells ihre Position noch einmal bekräftigt und werden seitdem wegen „terroristischer Propaganda“ verfolgt. Bei der ersten Anhörung waren sie aus der mehrwöchigen Untersuchungshaft entlassen worden. Nun folgte der nächste Prozesstag am gestrigen 27. September, der nächste am 22. Dezember. Sie selbst argumentieren selbstverständlich für Freispruch – die Staatsanwaltschaft überlegt derweil noch, welchen Paragraphen man für die Verfolgung am besten heranzieht. Während bereits die nächsten 40.000 Entlassungen von Staatsbediensteten angekündigt werden – wiederum wegen angeblicher Verbindungen zur PKK – wird im vor allem betroffenen Süden und Südosten der Türkei weiter gegen die massiven Lehrer-Entlassungen protestiert, wobei es inbesondere in den kurdischen Gebieten immer wieder zu Verhaftungen kommt. Dennoch treffen sich die Lehrer*innen,Schüler*innen, Unterstützer*innen nach wie vor auf den Straßen – in Samandag (Hatay) seit 19 Tagen jeden Tag, in Dersim zu Sitzblockaden, in Van zu einer Unterrichtsstunde in Demokratie – auf offener Straße. Siehe dazu unsere kleine Materialsammlung vom 28. September 2016
- 19 academics to open ‘an alternative academy’
Beitrag beim Journalistinnen-Netzwerk JINHA vom 23. September 2016 , worin vom Vorhaben der 19 von der Kocaeli Universität entlassenen „Akademier*innen für den Frieden“ berichtet wird, eine „alternative Akademie“ zu eröffnen. Berichtet wird auch zum Hintergdung – der Friedensresolution vom Januar 2016 – und davon, dass das Akademische Jahr mit einer „Alternativen Eröffnung“ am 28. September 2016 beginnen wird
- Biat etmeyen akademinin buluştuğu açık dersler açılış şöleni ile başlıyor
Bericht vom 26. September 2016 bei sendika.org mit detaillierteren Infos zur alternativen Akademie: Eine autonom-demokratische, laizistische „Akademie der Solidarität“ soll es werden, mit offenen Kursangeboten nach der Eröffnung, zunächst vom 5. Oktober 2016 bis 17. Februar 2017. Die Akademiker*innen selbst werden im Beitrag mit den Worten zitiert: „Wir haben keine Angst. Wir werden zurückkehren [an die Kocaeli Universität] und unsere Rückkehr wird großartig sein.“
- Declaration by 4 Academics: Demand for Peace Cannot Be Judged
Beitrag vom 27. September 2016 bei bianet , in dem die Erklärung dokumentiert wird, die die 4 wegen „terroristischer Propaganda“ vor Gericht stehenden Alademiker*innen für den Frieden vor ihrem zweiten Verhandlungstag vorm Gerichtsgebäude verlesen haben. An ihrer Forderung nach Frieden halten sie fest, heißt es dort – und: so etwas könne schlicht kein Verbrechen sein.
- Seven Ways You Can Support Academics in Turkey
Beitrag vom 4. August 2016 von Chad Kautzer bei apaonline , in dem mehrere Wege zur möglichen Unterstützung der von Entlassungen betroffenen Akademiker*innen aufgezeigt werden – insbesondere für all jene, die selbst im akademischen Bereich tätig sind
- Samandağ’da eğitim emekçileri direnişlerinin 19’uncu gününde
Bericht vom 28. September 2016 bei sendika.org über inzwischen 19 Tage Widerstand entlassener Lehrer*innen sowie deren Schüler*innen und Unterstützer*innen in Samandağ (Hatay) – 223 Lehrer*innen sind betroffen, seit der Entlassungswelle trifft man sich täglich auf der Straße.
- Eğitim emekçileri hukuksuzluğa karşı direnişte: Sokakta demokrasi dersi
Bericht vom 28. September 2016 bei sendika.org über Aktio0nen gegen die massiven Lehrer-Entlassungen: In Dersim gab es einen Sitzstreik, imkurdischen Van eine „Unterrichtsstunde in Demokratie“ auf offener Straße.
- ‘Pressures cannot oppress Egitim Sen’
Bericht vom 27. September 2016 beim Journalistinnen-Netzwerk JINHA über die Situation nach den Lehrer-Entlassungen im kurdischen Diyarbakir. Die Ko-Vorsitzende der Bildungsgewerkschaft Eğitim-Sen wird dort mit den Worten zitiert: „Das Bildungssystem in Diyarbakir hat aufgehört zu arbeiten. In manchen Schulen sind mehr als 30 Lehrer*innen suspendiert, es sind kaumnoch Lehrer*innen an den Schulen. Die Schüler*innen gehen deshalb gar nicht erst hin. Viele Eltern haben beschlossen, ihre Kinder nicht zur Schule zu schicken, bis ihre Lehrer*innen wieder da sind.“ 4.300 Lehrer*innen in Diyarbakir sind betroffen, die meisten Mitglieder in der Bildungsgewerkschaft. 7 sitzen nach Protesten im Gefängnis, 16 sind noch im Poolizeigewahrsam.
- Hatay’da veliler imza kampanyası başlattı: “Öğretmenlerimizi geri kazanacağız”
Beitrag vom 24. September 2016 bei sendika.org darüber, dass in Hatay, wo insgesamt mehr als 900 Lehrer*innen entlassen wurden, eine Unterschriftenaktion gegen eben diese Entlassungen gestartet wurde. Bereits am 29. September sollen die Unterschriften an die lokale Bildungsbehörde übergeben werden.
- Reports signal a new wave of dismissals of 40,000 state employees alleged to have ties with PKK
Beitrag vom 27. September 2016 bei BİRGÜN DAİLY , in dem über die Berichtserstattung der AKP-nahen Zeitung Sabah berichtet wird – denn das ist der Verlauf politischer Entscheidungen in der Türkei: erst die Pressekampagne, dann der Beschluss. In diesem Fall sollen weitere 40.000 Staatsbedienstete unter Beobachtung stehen – und damit von Entlassung bedroht sein, wegen vermeintlicher Verbindungen zur PKK